Zum Inhalt springen

Millionen für Frauen-Fussball «Viele unterscheiden nicht mehr zwischen Frauen und Männern»

Der Fussball-Weltverband FIFA investiert in den kommenden vier Jahren eine Milliarde Dollar in den Frauenfussball. «Der Council hat beschlossen, zusätzlich zu den bereits veranschlagten 500 Millionen weitere 500 Millionen bereitzustellen», sagte Infantino. «Die Frauen-WM in Frankreich hat das nächste Level erreicht. Darauf müssen wir aufbauen», so der Fifa-Präsident.

Das Niveau des Frauenfussballs ist sehr sehr hoch.
Autor: Kathrin Lehmann Ehemalige Nati-Spielerin

Das Turnier im Sommer dieses Jahres hatte sich weltweit als grosser Erfolg erwiesen. Den Titel hatte sich das US-Team geholt.

PR-Gag oder sinnvoll investiertes Geld?

Für die SRF-Fussball-Expertin und ehemalige Nati-Spielerin Kathrin Lehmann ist die gesprochene Summe dringend nötig, sie reiche aber bei weitem nicht: «Die Fifa hat dermassen viel Geld, da sind die zusätzlichen 500 Millionen nicht viel. Als Werbebotschaft klingt es grossartig, aber eigentlich ist es ein kleiner Batzen.»

Der Unterschied bei den Prämien zwischen Männern und Frauen sei nach wie vor immens: «Wir sprechen hier von einem Verhältnis von 1 zu 10.» Die jetzige Aktion des Weltfussballverbands sei vor allem auch ein taktisches Manöver gewesen.

Zwei Fussballspielerinnen
Legende: Lehmann findet, dass zuerst die Strukturen im Frauenfussball verbessert werden müssten. Keystone

Lehmann kritisiert vor allem die Strukturen im Frauenfussball. Diese würden in den Nicht-europäischen Ländern und den USA nicht gleich gefördert. Es werde mittlerweile Geld an die Vereine für die Abstellung der Nationalspielerinnen gezahlt, aber: «Viele haben gar keinen Profivertrag.» Es sei super, dass nun Geld fliesse, aber die Strukturen seien derzeit zu mangelhaft.

Die WM in Katar ist an Unmenschlichkeit fast nicht zu überbieten und es geht um zwei- oder dreistellige Milliardenbeträge.
Autor: Kathrin Lehmann Ehemalige Nati-Spielerin

War die Fifa gezwungen zu handeln? Ja, meint Lehmann. «Das Niveau des Frauenfussballs ist sehr sehr hoch. Die Zuschauer unterscheiden gar nicht mehr gross zwischen Männer- und Frauenfussball, sondern es geht um Fussball und das ist wichtig.» Fussballerinnen wie Megan Rapinoe würden die sozialen Medien gnadenlos ausnutzen, um auf die Ungleichheit im Frauenfussball aufmerksam zu machen.

WM in Katar als «Segen» für den Frauenfussball?

Angesprochen auf die Fussball-WM der Herren in Katar meint Lehmann: «Diese WM ist an Unmenschlichkeit fast nicht zu überbieten und es geht um zwei- oder dreistellige Milliardenbeträge.» Dieses Grossereignis werde noch sehr viele Fragen aufwerfen.

Dieser Punkt sei für den Frauenfussball aber durchaus von Vorteil: «Da ist es aus der Sicht der Fifa strategisch clever, wenn sie sich dem Frauenfussball annimmt.» Für das Image der Fifa sei dieser Schritt förderlich und die Frauen würden davon profitieren. «Ich bin mir sicher, dass in Zukunft noch viel mehr Geld in den Frauenfussball investiert werden wird.»

Meistgelesene Artikel