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«Millionen von Opfern» UNO warnt vor schwerer Hungersnot im Jemen

  • Die UNO hat das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis dazu aufgefordert, die See- und Flughäfen von Jemen zu entsperren.
  • Dem Land drohe ansonsten eine riesige Hungersnot «mit Millionen Opfern», so die UNO.
  • Das Saudi-Bündnis hatte am Montag angekündigt, sämtliche Transportwege ins Land zu schliessen. Damit soll den Huthi-Rebellen den Zugang zu Waffen erschwert werden.
  • Ein Ende des Stellvertreterkriegs ist allerdings nicht in Sicht, wie ARD-Nahostkorrespondent Björn Blaschke erläutert.

Mann in blauem Hemd in Nahaufnahme.
Legende: Björn Blaschke arbeitet für die ARD in Kairo als Korrespondent für den Nahen Osten. ARD

SRF News: Welche Folgen hat die Schliessung der Verkehrswege in den Jemen?

Björn Blaschke: Das führt zu einer Verschärfung der ohnehin katastrophalen Lage im Jemen. Das Land galt mit seinem Wassermangel und der geringen Nahrungsmittelproduktion schon immer als Armenhaus der arabischen Welt. Der Krieg, der seit 2015 im Gang ist, hat die prekären Zustände weiter verschärft. Saudi-Arabien und seine Alliierten zogen damals zur Unterstützung von Präsident Mansur Hadi gegen die Huthi-Rebellen und deren Verbündeten in den Krieg. Wegen des blutigen Konflikts wurde beispielsweise die Hauptstadt Sanaa schon vor Monaten vollständig abgeriegelt. Entsprechend warnt die UNO seit längerem, dass dort 17 Millionen Menschen, das sind 60 Prozent der Bevölkerung Jemens, unter einer unsichereren Ernährungslage litten. Ausserdem wütet in dem Land seit Monaten eine Cholera-Epidemie. Mit der Abriegelung Jemens sind nun noch mehr Menschen von Hilfslieferungen abhängig, doch diese kommen kaum ins Land.

Nur wenn sich die Sponsoren dieses Stellvertreterkriegs einigen, kann der Krieg beendet werden.

Gibt es auch Regionen des Jemens, die sich in einer weniger schlimmen Lage befinden?

Kaum. Nach der vollständigen Abriegelung sind alle Regionen von Versorgungsmängeln betroffen. Am besten dran sind noch grenznahe Gebiete, in denen der Schmuggel von Lebensmitteln nun einen Aufschwung erleben dürfte.

Die UNO spricht von mehr als 10'000 Menschen, die im Krieg bereits getötet wurden. Sind auch vom Krieg alle Regionen betroffen?

Letztlich ja. Mit dem Krieg ist der Jemen zu einem weiteren Spielball der regionalen Mächte Iran und Saudi-Arabien geworden. So spitzt sich etwa auch in Libanon die Lage immer mehr zu. Man hat den Eindruck, dass der Ton zwischen den beiden Regimen immer schärfer wird. Das macht die Situation in der gesamten Region unsicherer. Zwar rechnet kaum jemand damit, dass Saudi-Arabien Iran direkt angreifen wird. Doch es könnten weitere Stellvertreterkriege ausbrechen, hinter denen Riad und Teheran stehen würden.

Was bräuchte es, damit der Bevölkerung im Jemen geholfen werden kann?

Beide Kriegsparteien und ihre Sponsoren – Iran und Saudi-Arabien – müssen einlenken. Nur wenn sich die Hintergrundmächte dieses Stellvertreterkriegs einigen können, kann der Krieg beendet werden.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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