- Unbegleitete Minderjährige in griechischen Lagern sollen mittels gemeinsamer Lösung durch die EU-Länder aufgenommen werden, fordert Luxemburgs Aussenminister Asselborn.
- Staaten, die sich einer EU-weiten Abmachung entgegenstellen, droht Asselborn mit finanziellen Konsequenzen.
- Die Zahl illegaler Einreisen in die EU ist nach jüngsten Angaben erheblich zurückgegangen. Doch insbesondere aus Syrien landen weiter sehr viele Flüchtende an den europäischen Aussengrenzen an.
Die Debatte über die EU-weite Aufnahme minderjähriger Migranten, die derzeit auf griechischen Inseln leben, reisst nicht ab.
Höchstens 4000 Menschen
Jetzt warnt Luxemburgs Aussenminister Jean Asselborn davor, dass nur einzelne Staaten wie Deutschland Menschen aufnehmen. «Ein Alleingang einiger weniger Staaten reicht nicht aus», sagte er dem «Spiegel». «Sonst kommen wir in dieser Frage nie grundsätzlich voran.»
Bei den unbegleiteten Minderjährigen in den griechischen Lagern gehe es um höchstens 4000 Menschen, sagt Asselborn. «Für jede Million Einwohner der EU sind das genau neun Menschen. Ihre Aufnahme ist für niemanden ein Kraftakt, wenn alle Staaten mitziehen.»
Drohung gegen Staaten, die sich verweigern
Mindestens drei Viertel der Betroffenen auf den griechischen Inseln haben nach Asselborns Worten Anspruch auf Asyl. «Diese Menschen sind nicht nach Griechenland gekommen, sondern in die EU. Und die EU muss dieses Problem auch lösen.»
Staaten, die sich einer gleichmässigeren Verteilung von Migranten verweigern, droht Asselborn indirekt mit Konsequenzen. «Wenn sich einzelne Mitgliedsländer in Fragen elementarer Menschlichkeit ausklinken, dann wird das stark negative Auswirkung auf den nächsten EU-Haushalt haben», sagte Asselborn.
Appell der EU-Kommission verhallt
Die EU sei eine Gemeinschaft mit gemeinsamen Interessen, fährt er fort. Deshalb müsse «neben der Rechtsstaatlichkeit auch die Solidarität in Fragen wie der Asylpolitik in die Verhandlungen um den nächsten Haushalt einbezogen werden».
Mit wenig Erfolg hatte die EU-Kommission bereits am Dienstag an die Mitgliedsländer appelliert, die Kinder aus den griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen.
Nun fordert Asselborn einen konkreten Lösungsvorschlag zu unterbreiten, über den die zuständigen Minister der Mitgliedsländer bei einem informellen Treffen am 23. Januar befinden könnten.
Debatte entfacht
Seit Jahren wird sich die EU nicht einig über eine gleichmässigere Verteilung ankommender Migranten.
Ende der Woche hatte der Chef der deutschen Grünen, Robert Habeck, eine Debatte entfacht, indem er sich dafür stark machte, dass Deutschland bis zu 4000 Kinder von den griechischen Inseln holt.