Wie soll KI in Grossbritannien Verbrechen vorbeugen? Konkret geht es laut dem britischen Justizministerium darum, das Risiko besser einzuschätzen, ob Personen auf Bewährung schwere Gewalttaten begehen. Ziel ist also die Prävention von Mord und anderen Gewaltverbrechen aufgrund von vergangenen Daten. «Man will möglichst viele Daten in ein System füttern, darin Muster finden und aufgrund dieser Muster Vorhersagen treffen», erklärt SRF-Digitalredaktor Guido Berger. Das britische Justizministerium betont aber, dass das Programm so weit nur für die Forschung genutzt werde.
Welche Daten nimmt das Programm unter die Lupe? Die Grundlage des neuen Programms seien «Daten über verurteilte Straftäter vom HM Prison und Probation Service und den Polizeibehörden», so das britische Justizministerium im «Guardian». Darunter fallen zum Beispiel Angaben zu Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und psychischer Gesundheit. Die Recherchegruppe «Statewatch» sagt aber: Laut ihren Nachforschungen würden auch Daten von Leuten genutzt, die nicht wegen einer Straftat verurteilt wurden. Sie würden etwa wegen Selbstverletzung oder als Opfer häuslicher Gewalt mit im Datenpool landen. Die Behörden bestreiten dies.
Ist die KI die Zukunft der Verbrechensbekämpfung? Die KI sei diesbezüglich gefragt, ist Guido Berger überzeugt. Schliesslich seien solche von Algorithmen gefütterte Systeme schon auf dem Markt. «Man will nicht dastehen und sagen, man hätte nicht die Möglichkeit gehabt, etwas zu verhindern und es dann nicht getan.» Gerade bei der Verbrecherbekämpfung und der Suche nach Antworten, warum Menschen zu Tätern werden, seien zusätzliche Erklärungsansätze gefragt.
Wie hoch ist die Gefahr, dass solche KI-Ansätze Diskriminierung verstärken? «Das ist ein klassisches Problem aller derartigen Systeme, die man auf einem bestehenden Datensatz trainiert», sagt SRF-Digitalredaktor Guido Berger. Werden etwa bestimmte Personen übermässig kontrolliert, tauchen sie übermässig in den Daten auf. Die KI könnte, einmal auf bestimmte Muster trainiert, relativ schwer auf Veränderungen reagieren. Ein Beispiel liefert etwa die KI als Unterstützerin in der Bewerbungsauswahl: Hätten in der Vergangenheit nur weisse Männer in der Firma gearbeitet, so würde die KI diese auch in Zukunft bevorzugen.
Setzt auch die Schweiz für die Verbrechensprävention auf KI? Hierzulande gaben vor allem Programme zu reden, welche Einbrüche vorhersagen sollten. Mithilfe möglichst vieler Daten sollten etwa Orte oder Zeiten identifiziert werden, bei denen es öfter zu Einbrüchen kam. Die Bilanz ist laut Guido Berger durchzogen: «Im Kanton St. Gallen zum Beispiel ist man nach Testläufen zur Einsicht gelangt, dass ihnen das nicht wesentlich weiterhilft.» Dabei könne man bei Einbruchdiebstählen noch auf eine vergleichbar grosse Datenmenge zurückgreifen, bei Gewaltverbrechen ist diese um einiges kleiner.