Vor zwei Wochen wurde Mosambik vom Zyklon «Idai» heimgesucht. Besonders getroffen wurde die Hafenstadt Beira. 700 Menschen starben, eine halbe Million Menschen wurden obdachlos. Immer noch ist die Stromversorgung lahmgelegt und die Hilfswerke warnen vor Ausbrüchen von Krankheiten. SRF-Korrespondentin Anna Lemmenmeier beschreibt die Lage.
SRF News: Ist der Flughafen in Beira zu einem Koordinationzentrum der Hilfsorganisationen geworden?
Anna Lemmemeier: Ja. Hier sind das Welternährungsprogramm, das Rote Kreuz und andere UNO-Organisationen vertreten. Sie sind in die Bewältigung dieser Krise involviert. Es werden Hilfsgüter in Empfang genommen und Erkundungsflüge gestartet, denn es ist noch immer unklar, wie die Lage im ganzen Land ist. Essensrationen werden hier verladen und über den betroffenen Gebieten abgeworfen. Für die Leute in der Stadt geht das Leben weiter, sie versuchen ihre Häuser wieder aufzubauen.
Wie geht es den Menschen in Beira?
Man muss unterscheiden zwischen Beira und der Umgebung. Beira ist eine grosse Stadt mit einer halben Million Einwohnern. Sie wurde vom Sturm getroffen, viele Leute sind nun obdachlos. Aber sie mussten nicht von einer Sekunde auf die andere auf ein Dach fliehen wie in Buzi. Das Wasser ist dort so hoch angestiegen, dass alle Häuser unter Wasser standen. Auch Vorräte wurden weggespült.
Es geht nicht nur darum, Cholera zu verhindern, auch Malaria will man bekämpfen.
Hilfsgüter kommen nur sehr langsam dahin, weil die Zugangsstrasse nicht mehr vorhanden ist. Und es gibt andere Gebiete in Mosambik, wo es noch schlimmer ist. Dort haben die Leute Hunger.
Können Sie beschreiben, was «Idai» in Beira angerichtet hat?
Die soliden Strukturen gut gebauter Häuser stehen noch. Es liegt viel Holz herum, umgestürzte Bäume und Strommasten. Die einfachen Gebäude ohne Zementstrukturen, in den Slums zum Beispiel, wurden zerstört, man spricht von über 90'000 betroffenen Häusern. In Beira haben viele Häuser kein Dach mehr, denn die meisten Gebäude waren mit Wellblech überdacht. Ein grosses Problem ist auch die Infrastruktur. Strom gibt es seit zwei Wochen fast keinen und es gibt auch keine Möglichkeit zur Kommunikation.
Hilfsorganisationen warnen vor dem Ausbruch von Krankheiten...
Ja, die Bemühungen um hygienische Verhältnisse sind gross. Ich war in einer Schule, in der das Rote Kreuz Hygieneartikel verteilte. Auch ein Flüchtlingslager besuchte ich. Dort sind Ärzte mit Megafon herumgegangen und haben die Leute aufgefordert, zu ihnen zu kommen, wenn sie Kopfschmerzen oder Durchfall haben. Es geht nicht nur darum, Cholera zu verhindern, auch Malaria will man bekämpfen. Bis jetzt scheint die Lage zumindest in Beira unter Kontrolle. Aber weil viele Leute nach wie vor keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, ist die Gefahr von Seuchen gross.
Wie haben Sie Ihre Arbeit als Korrespondentin organisiert?
Man verschickt eine Whatsapp-Nachricht und irgendwann kriegt man eine Antwort. Oder ich arbeite am Flughafen, hier ist die Infrastruktur gut. Hier sind auch die Leute, die allenfalls noch mehr Informationen haben.
Für mich ist es nur eine organisatorische Frage, aber für die Leute, die nicht kommunizieren können, ist es ein echtes Problem.
Für mich ist es nur eine organisatorische Frage, aber für die Leute, die nicht kommunizieren können, ist es ein echtes Problem. Vor allem im Flüchtlingslager habe ich viele Leute getroffen, die aus Buzi stammten. Sie mussten von Dächern aus den Fluten gerettet werden und wurden mit Booten hergebracht. Zwei Wochen nach dem Sturm wissen sie immer noch nicht, ob ihre Familienmitglieder leben. Ich habe hier gemerkt, was es bedeutet, wenn man komplett von der Kommunikation abgeschnitten ist.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.