Worum geht es? Der Sicherheitsexperte und Nuklearforscher der Uni Oslo, Fabian Hoffmann, warnte mit einem Post auf der Kurznachrichtenplattform X (ehemals Twitter), dass Russland in den nächsten zwei bis drei Jahren weitere Ziele in Europa angreifen könnte. Besonders gefährdet seien Gebiete im Baltikum, namentlich Estland, Lettland oder Litauen. Von dort aus könnte der russische Präsident Wladimir Putin weitere Ziele in Europa angreifen. Darum solle sich Europa auf das Schlimmste vorbereiten, denn nur ein starkes Europa könne Russland davon überzeugen, dass sich ein Angriff nicht lohne.
Was sagt der SRF-Sicherheitsexperte? Gemäss Fredy Gsteiger würden die Stimmen wie die von Fabian Hoffman häufiger. Das sei keine Panikmache. Auch führende Politiker, wie der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius, sprechen darüber. Die Nato müsse sich Gedanken machen, dies vor allem auch, weil die westlichen Länder alles andere als optimal auf eine solche Situation vorbereitet wären. Auch der Oberbefehlshaber des schwedischen Militärs und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski haben in den letzten Tagen Ähnliches gesagt und vor russischen Angriffen gewarnt.
Ein Angriff Russlands auf Westeuropa würde die Schweizer Neutralität auf die Probe stellen.
Wie realistisch ist ein solches Szenario? Sicherheitsexperte François Heisbourg, Präsident des «International Institute for Strategic Studies», geht momentan nicht von einer Bedrohung durch Russland aus. Russland sei derzeit geschwächt und müsse zuerst die militärischen Einbussen aus dem Ukrainekrieg verkraften. Er sagt aber auch, dass noch vor zwei Jahren ein Angriff Russlands auf die Ukraine als sehr unwahrscheinlich betrachtet wurde, aber es sei eben doch passiert.
Was bedeutet dies für die Schweiz? Fredy Gsteiger sagt, wenn es tatsächlich zu russischen Angriffen auf unsere Nachbarländer käme, dann würde der Druck auf die Schweiz steigen, um sich für mehr europäische Gesamtverteidigung zu engagieren. Die Schweiz sei ja neutral und könne sich erst verteidigen, wenn sie selber angegriffen werde. Damit könnte das Bedürfnis in der Bevölkerung wachsen, sich in eine Allianz einzugliedern, beispielsweise die Nato, um so mehr Schutz zu haben. Ein Angriff auf Westeuropa würde also die Schweizer Neutralität auf die Probe stellen.