Er ist der Herr über die nun schon seit Monaten dauernden Debatten und Abstimmungen über den Brexit im Unterhaus: John Bercow, der charismatische Parlamentspräsident – oder offiziell «Mr Speaker» genannt.
Seit 2009 ist Bercow schon der Dompteur des Hauses. Seine Ordnungsrufe sind mittlerweile international bekannt.
Gerade während der hitzigen Brexit-Debatten muss Bercow die Mitglieder des Unterhauses immer wieder zügeln. Nicht selten tut er das mit einer Prise Humor.
Wegen seiner Funktion als Speaker ruht Bercows Mitgliedschaft bei den konservativen Tories. Doch auch politisch hat er sich entfremdet, er ist heute eher ein Linksliberaler und hätte das Vereinigte Königreich gerne weiterhin in der EU gesehen. Die Presse bezichtigte ihn deshalb immer wieder der Parteinahme zugunsten der Brexit-Gegner.
Auch im Parlament kam es bereits zu persönlichen Angriffen. Als am Wagen seiner Frau, einem Labour-Mitglied, ein Anti-Brexit-Slogan entdeckt wurde, wurde Bercow kritisiert. Dieser wusste sich jedoch umgehend zu helfen.
Aber Bercow kämpft auch für sein Parlament. Als zum Beispiel EU-freundliche Abgeordnete von der Presse des Verrats beschuldigt wurden, fand er klare Worte: «Keiner von euch ist ein Verräter!»
Auch ausserhalb des Parlaments zeigt der Sohn eines Londoner Taxifahrers keine Berührungsängste, Journalistenfragen zum Brexit weicht er zwar aus, bemüht sich aber um das Wohlergehen der Reporter.
Als Charakterkopf wird er gepriesen, als Dickschädel kritisiert. Er sieht sich als ehrlichen Verteidiger der parlamentarischen Macht und Tradition, auch gegen geplante Alleingänge der Regierung. Und beinahe unumstritten sind seine Fähigkeiten als Entertainer.