- In München ist die internationale Sicherheitskonferenz offiziell eröffnet worden.
- EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will über die Aktivierung einer Sonderklausel zu den europäischen Schuldenregeln höhere Verteidigungsausgaben ermöglichen.
- Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Rede den internationalen Partnern ungeachtet der kurz bevorstehenden Bundestagswahl Verlässlichkeit und Stabilität zugesichert.
«Auf Deutschland ist Verlass. You can count on us», sagte Steinmeier in seiner Eröffnungsrede. In neun Tagen wählten die Deutschen ein neues Parlament, ein gutes halbes Jahr früher als geplant. «Das ist in einem stabilitätsverwöhnten Land, einem Land, das Pläne liebt, zwar ungewöhnlich, aber ich versichere Ihnen: Es ist kein Grund zur Sorge.»
«Unseren Partnern und Freunden sage ich: Deutsche Aussen- und Sicherheitspolitik bleibt europäisch, bleibt transatlantisch und bleibt multilateral», sagte Steinmeier. Auch in einer Zeit des politischen Übergangs gelte: «Wir verfolgen unsere Interessen, wir suchen nach gemeinsamen Lösungen, wir stellen unsere internationalen Partnerschaften breiter auf.»
Zugleich versicherte Steinmeier: «Europa bleibt Dreh- und Angelpunkt unserer Politik.» Eine nächste deutsche Bundesregierung, gleich welcher Zusammensetzung, werde und müsse ihr Handeln daran ausrichten, europäische Gemeinsamkeit zu achten und zu fördern.
Von der Leyen: Sonderklausel für Verteidigung
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in ihrer Rede mitgeteilt, dass sie über die Aktivierung einer Sonderklausel zu den europäischen Schuldenregeln höhere Verteidigungsausgaben ermöglichen will.
«Ich werde vorschlagen, die Ausweichklausel für Verteidigungsinvestitionen zu aktivieren», sagte sie an der Münchner Sicherheitskonferenz. «Dies wird es den Mitgliedstaaten ermöglichen, ihre Verteidigungsausgaben erheblich zu erhöhen.»
Hintergrund des Vorschlags von der Leyens sind insbesondere die Bedrohungen durch Russland und die Ankündigung der USA, künftig deutlich weniger sicherheitspolitische Verantwortung für Europa übernehmen zu wollen. Druck kommt dabei auch von US-Präsident Trump, der von den Nato-Mitgliedern in der EU fordert, künftig fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts auszugeben.
Vance mit Kritik an Europa
US-Vize-Präsident J.D. Vance beklagte seinerseits einen Verlust von Demokratie und Meinungsfreiheit in Europa. Das sei viel besorgniserregender als Bedrohungen von aussen, etwa durch Russland oder China, sagte Vance. Als Beispiel für einen Verlust der Meinungsfreiheit nannte Vance das Vorgehen der EU-Kommission gegen Soziale Netzwerke.
Vance nahm auch indirekt Bezug auf die deutsche Debatte über eine Abgrenzung von der AfD: «Es gibt keinen Platz für Brandmauern», sagte er. «Die Demokratie beruht auf dem heiligen Grundsatz, dass die Stimme des Volkes zählt.» Entweder man halte dieses Prinzip aufrecht oder nicht. Zudem führte Vance Beispiele von antichristlichen Vorfällen in Schweden und Grossbritannien an.
China grenzt sich nicht von Russland ab
Pekings Aussenminister Wang Yi hat Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs begrüsst. Zugleich machte er klar, dass sein Land keinen Druck auf Russland aufbauen werde, indem es Gaslieferungen von dort beschränke.
«Wenn China kein Gas von Russland kauft, welches Land kann die Bedürfnisse des chinesischen Volkes erfüllen?», fragte er. «Wir müssen unserem Volk gegenüber verantwortlich sein», sagte er.