«Beer Lao» stand auf den aufgestapelten Bierkisten, die die laotische Polizei am Donnerstag auf der Ladefläche eines Lastwagens vorfand. Die Polizei hatte den Lastwagen im Goldenen Dreieck, also in der Grenzregion von Laos, Thailand und Myanmar, gestoppt. Früher war das Gebiet berühmt-berüchtigt für den Anbau von Opium, heute werden hier vor allem synthetische Drogen über die Grenzen verschoben.
Und so fanden die laotischen Polizisten nicht Bier in den Bierkisten, sondern machten den grössten Drogenfund, der je in Asien gemacht wurde. Erstaunt sei er trotzdem nicht, sagt Jeremy Douglas, vom UNO-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung in Südostasien. In der ganzen Region würden seit dem Militärputsch am 1. Februar in Myanmar grosse Mengen an Drogen beschlagnahmt.
Die burmesische Wirtschaft, die bereits während der Pandemie stark gelitten hat, ist seit dem Putsch im freien Fall. Dem Land wurden neue Sanktionen auferlegt, Investoren ziehen ab, Arbeit gibt es kaum noch. Das sind ideale Bedingungen für illegale Wirtschaftszweige wie die Abholzung und den Handel mit Edelhölzern oder Wildtieren, den Abbau von Edelsteinen und natürlich die Produktion von Drogen. All das hat seit dem Putsch stark zugenommen.
Chaos aus Banden, Milizen und Kartellen
Zudem seien viele Sicherheitskräfte aus den Gebieten, wo Drogen produziert werden, abgezogen worden, um die Gegner der Militärjunta – also die Demokratie-Aktivisten – zu bekämpfen, sagt die Konfliktexpertin Vanda Falbab. Im Shan-Staat, wo die meisten Drogen produziert werden, kämpfen Rebellengruppen ethnischer Minderheiten seit Jahrzehnten gegen die Armee und für mehr Autonomierechte. Sind diese Rebellengruppen also die Gewinner im lukrativen Drogengeschäft?
Nein, sagt Douglas, denn: Es ist ein kompliziertes Netz von verschiedenen Gruppierungen, die gleichzeitig im Shan-Staat in der Drogenproduktion mitmischen: die verschiedenen Rebellengruppen der ethnischen Minderheiten, von denen die einen mit und die anderen gegen die Regierung kämpfen; die Milizen, die Verbindungen zur Armee haben und natürlich chinesische Drogenkartelle. Sie agieren aus Hongkong, Macau und Südchina, sind aber auch lokal und vor allem in Thailand tief verwurzelt. Es ist ein grosses Chaos.
All diese Gruppierungen hätten in den vergangenen Monaten ganz Asien mit synthetischen Drogen geflutet. Die Preise für Methamphetamin-Pillen, die vor allem ärmere Leute konsumieren, sind gefallen, aber auch das teurere und schnell süchtig machende Crystal-Meth ist nun einfacher und günstiger erhältlich. Das ist ein Problem für die ganze Region.
Prävention und Therapiemöglichkeiten gebe es in Südostasien jedoch nicht, stattdessen würden die Abhängigen kriminalisiert, sagt Jeremy Douglas von der UNO. Das müsse sich ändern.
Nur Frieden wirkt nachhaltig
Um das Problem an der Quelle auszurotten, brauche es jedoch mehr: «Wir müssen verhindern, dass die Chemikalien, die in grossen Mengen für die Produktion synthetischer Drogen benötigt werden, nach Myanmar in die Drogenlabore kommen. Wir müssen auch die Geldtransaktionen der involvierten Gruppierungen überwachen und unterbinden. Aber am Ende braucht es auch eine politische Lösung.»
Denn nur ein friedliches Myanmar mit starken Institutionen ist eines, in dem das organisierte Verbrechen und die Drogenkartelle nicht frei schalten und walten können. Davon ist Myanmar zurzeit jedoch weiter weg denn je. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis zum nächsten grossen Drogenfund.