Cambridge Analytica stellt den Betrieb ein. Zu viele Auftraggeber seien abgesprungen, zu hoch die Anwaltskosten im Zusammenhang mit den Vorwürfen, im US-Wahlkampf 2015 unerlaubterweise Facebook-Daten verwendet zu haben, heisst es offiziell.
Für SRF-Digitalredaktor Guido Berger ist klar: Auch nach dem Verschwinden von Cambridge Analytica geht das Datensammeln, -aufbereiten und -einsetzen für fragwürdige Zwecke weiter.
Ist das Ende von Cambridge Analytica als Schuldeingeständnis zu werten?
Guido Berger: Nein. Cambridge Analytica betont in ihrer Mitteilung, nichts Illegales gemacht zu haben, andere würden dasselbe auch machen. Grund für das Ende ist wohl die Tatsache, dass die Marke, der Brand «Cambridge Analytica» nach dem Skandal um Facebook-Daten verbrannt und nicht mehr zu gebrauchen war. Trotzdem laufen weiter Untersuchungen von Behördenseite, aber auch von Facebook, um herauszufinden, was genau mit den Daten passiert ist. Diese Untersuchungen werden nicht einfacher, wenn die zu untersuchende Firma dicht macht und ihre Büros räumt.
Cambridge Analytica hatte nach diesem Skandal also schlicht keine Zukunft mehr?
Genau. Das Ende des Brands «Cambridge Analytica» ist aber nicht das Ende des umstrittenen Einsatzes von Daten. So haben die US-Milliardärsfamilie Mercer – sie hat Cambridge Analytica finanziert – sowie andere Führungspersonen aus Cambridge Analytica und aus der Muttergesellschaft SCL Group bereits eine neue Firma gegründet. Diese heisst Emerdata. Dies lässt vermuten, dass dieselben Dienstleistungen jetzt unter neuem Namen angeboten werden.
In politischen Kampagnen wird man also weiterhin versuchen, mit Nutzerdaten Abstimmungen und Wahlen zu gewinnen?
Davon gehe ich aus, denn das Versprechen, mit dieser Methode Wähler zu beeinflussen, ist sehr attraktiv. Zwar gibt es berechtigte Zweifel, ob solche Kampagnen das Versprechen tatsächlich erfüllen konnten. Trotzdem wird es weiterhin eine Nachfrage nach dieser Dienstleistung geben. Zudem ist der Rohstoff – die User-Daten – weiterhin verfügbar. So lange das so ist, wird auch jemand diesen Service anbieten. Und in diesem Markt wollen offenbar auch die Leute, die hinter Cambridge Analytica standen, weiter mitmischen.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.