Mindestens eine Milliarde Säugetiere, Reptilien und Vögel sind bei den verheerenden Buschbränden umgekommen, die zwischen September und Februar in Australien gewütet hatten. Inzwischen hat es an vielen Orten zwar geregnet – die Feuer sind erloschen.
Die wenigen Tiere aber, die das Inferno überlebt haben, finden in der verkohlten Landschaft kaum etwas zu fressen. Freiwillige Helfer sind unterwegs, um tausende von Kängurus, Wombats und Vögel vor dem Verhungern zu retten.
Rare Zeichen der Hoffnung
Kaum etwas macht Tracey Jacobs mehr Freude als ein Häufchen Wombatkot, wie das, das vor ihren Füssen liegt. «Es ist sehr schön, das zu sehen», sagt sie. Und lacht. Ein Zeichen der Hoffnung. Zumindest ein Wombat, ein im Boden lebendes australisches Beuteltier, hat den Feuersturm überstanden.
Tracey Jacobs und ihr Partner Gerry Fitzgerald sind in einem der Epizentren der Buschbrände in Australien. In einem Nationalpark legen sie alle paar Tage Futter aus für die Wildtiere, die überlebt haben. 278‘000 Hektaren Wald brannten alleine hier ab, zwei Feuerwehrleute starben, Siedlungen wurden zerstört. Und Millionen Tiere verbrannten, erstickten, oder wurden verletzt und gingen qualvoll zu Grunde.
Verkohlte Bäume, abgebrannte Wurzelstöcke. Der Boden mit Asche bedeckt. Acht Wochen nach den Bränden erinnert der Wald noch immer an eine Szene aus einem Endzeitfilm. Nur gelegentlich dringen grüne Zweige durch die schwarze Rinde der Eukalyptusbäume. Aus der Erde spriessen vereinzelt Gräser. Es sei schon viel besser als damals, als sie zum ersten Mal gekommen waren, kurz nach dem Feuer, sagt Gerry. «Hier gab es nichts mehr. Alles war tot.»
Globale Erhitzung ist der Grund für die Apokalypse.
Wissenschaftler zweifeln, ob sich die Natur je erholen kann. Zwar gehört Feuer in Australien zur Umwelt, seit tausenden von Jahren. Einige Pflanzen brauchen gar Hitze und Rauch, damit sie ihre Samenkapseln öffnen können. Die Intensität dieser Feuer aber war überwältigend. Unaufhaltbar.
«Globale Erhitzung ist der Grund für die Apokalypse», erklärt Will Steffen, Australiens führender Klimaforscher. Daran gebe es keine Zweifel. Die extreme Hitze der letzten Monate habe sich über Jahrzehnte aufgebaut. Sie sei das Resultat steigender Treibhausgase in der Atmosphäre – Klimawandel.
Endlich Regen. Seit gut zwei Wochen. Die Feuer sind gelöscht. Doch für Tracey und Gerry ist die Arbeit nicht zu Ende. Hinter einem umgefallenen Baumstamm legen sie Futter für die Tiere aus. Heu und etwas, das aussieht wie eine Birchermüesli-Mischung. Es sei Trockenfutter für Pferde und ein Spezialfutter für Wildtiere.
Tracey und Gerry sind Freiwillige der Wildtierrettungsorganisation Wires. Beide leben von einer Rente. Für Tracey ist diese Arbeit geradezu lebenswichtig. «Ich liebe die Tiere, absolut.» Sie leide unter Depressionen und Angstzuständen, sagt Tracey. «Die Beschäftigung mit den Tieren hat mir das Leben gerettet.»
Obwohl die Arbeit traurig macht. Wombathöhlen sind leer. Auch viele Koalas sind hier verbrannt. Und Millionen Vögel. Sie hätten bisher nur zwei Kookaburras gesehen, oder Lachender Hans.
Sagts – und im selben Moment schlägt dieser, einer der wohl australischsten aller australischen Vögel, zum Gesang an. Ein kleines, für Tracey und Gerry aber entscheidendes Symbol der Hoffnung.