- Nach einem Drohnenangriff auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim hat Moskau das Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide aus den Häfen im Schwarzen Meer ausgesetzt.
- Grund seien die «Terroranschläge» auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
- Bei dem Drohnenangriff am frühen Samstagmorgen war nach russischen Angaben unter anderem ein Minenräumschiff beschädigt worden.
Moskau machte die Ukraine dafür verantwortlich. Russland drohte schon seit Wochen mit einem möglichen Stopp des Getreidedeals und einer erneuten Blockade der ukrainischen Häfen, weil nach Moskaus Ansicht Versprechungen gegenüber Russland nicht eingehalten wurden.
Ukrainische Kritik an Russland
Dank des Abkommens waren seit dem Sommer wieder ukrainische Lebensmittel auf den Weltmarkt gekommen. Der ukrainische Aussenminister Dmitro Kuleba erklärte am Samstag auf Twitter: «Jetzt bedient sich Moskau eines falschen Vorwands, um den Getreidekorridor zu blockieren, der die Ernährungssicherheit für Millionen Menschen sicherstellt.»
Er fordere alle Staaten auf, an Russland zu appellieren, sich an seine Verpflichtungen zu halten.
UNO setzen auf weitere Gespräche
Die Vereinten Nationen haben die Hoffnung auf ein Fortbestehen des Deals trotz der Äusserungen aus Moskau noch nicht aufgegeben. «Wir stehen mit den russischen Behörden in dieser Sache in Kontakt», sagte ein UNO-Sprecher in New York. «Es ist unerlässlich, dass alle Seiten jegliche Handlungen unterlassen, die das Getreideabkommen gefährden, das eine entscheidende humanitäre Anstrengung ist, die eindeutig einen positiven Einfluss auf den Zugang zu Lebensmitteln für Millionen von Menschen weltweit hat.»
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte bereits in den vergangenen Tagen beklagt, dass Russland die Durchfahrt der mit Getreide beladenen Schiffe blockiere. Obwohl der Krieg die Exporte weiter behindere, habe die Ukraine seit dem Inkrafttreten des Getreideabkommens fast acht Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Seeweg ausgeführt, sagte Selenski unlängst. 60 Prozent der Menge seien nach Afrika und Asien gegangen.
Milliardengeschäft mit Getreideexporten
Im Juli hatte Russland unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei den Getreideausfuhren zugestimmt, aber stets auch gedroht, die auf vier Monate angelegte Vereinbarung platzen zu lassen. Moskau beklagt seit langem, dass ein Teil der Vereinbarung vom Sommer nicht umgesetzt werde.
Im Abkommen hat sich Russland zur Beendigung der Blockade ukrainischer Seehäfen für den Getreideexport bereiterklärt, forderte aber im Gegenzug Erleichterungen für die eigene Ausfuhr von Dünge- und Lebensmitteln. Russland und die Ukraine sind beide grosse Getreideexporteure, die mit den Ausfuhren Milliarden verdienen.
Drohnenangriff auf Schwarzmeerflotte
Zu dem Angriff auf der Krim erklärte die Regierung in Moskau: «Heute Morgen um 4:20 Uhr ist vom Kiewer Regime ein Terroranschlag auf die Schiffe der Schwarzmeerflotte verübt worden.» Insgesamt hätten 16 Drohnen Sewastopol angegriffen, die meisten seien aber abgefangen worden.
Das Minenräumschiff «Iwan Golubez» und auch Anlagen in einer Bucht seien leicht beschädigt worden, heisst es aus dem Verteidigungsministerium. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Regierung in Kiew äusserte sich zunächst nicht direkt zu den Berichten über den Angriff auf der Krim.