- Drei Tage nach der Explosion im Hafen von Beirut sind 16 Hafenmitarbeiter festgenommen worden. Dies habe der amtierende Militärrichter mitgeteilt, schreibt die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA.
- Mehr als 18 Menschen seien ferner befragt worden – darunter Mitglieder der Hafenbehörde und des Zolls.
- Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat unterdessen eine internationale Hilfskonferenz für den Libanon angekündigt
Die Ermittlungen gingen weiter, teilte der amtierende Militärrichter Fadi Akiki laut NNA mit. Ziel sei es, «alle Fakten im Zusammenhang mit der Katastrophe zu klären».
Der Ort der Explosion – ein Industriegebiet am Hafen im Norden der libanesischen Hauptstadt – werde bis zum Abschluss der Ermittlungen geschlossen bleiben. Die Aufsicht hätten die libanesische Armee sowie die Informationsabteilung der Kräfte für innere Sicherheit.
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Bild 1 von 13. Eine gewaltige Explosion in der libanesischen Hauptstadt forderte mehrere tausend Verletzte und über 200 Tote. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 13. Die Ursache der Detonation liegt in einem riesigen Lager mit Ammoniumnitrat im Hafenviertel Beiruts. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 13. Die libanesischen Verantwortlichen legten nahe, dass ein Lagerhaus mit Tausenden Tonnen des explosiven chemischen Stoffs in Brand geraten und explodiert sei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. Am Hafenareal, wo die Explosion hochging, steht kaum noch ein Gebäude. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 13. Die Spitäler in Beirut waren nach der gewaltigen Detonation überlastet. Verwundete wurden in Fluren notversorgt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. In der Innenstadt dauerte die Suche nach Verschütteten Tage lang. Zahlreiche Menschen werden auch Wochen nach dem Unglück noch vermisst. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. Die Explosion stürzte die libanesische Hauptstadt in ein noch tieferes Chaos. Nach der Analyse der Weltbank sind 300'000 Menschen ohne Wohnung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 13. Das Hafenquartier Beiruts wurde komplett zerstört. Doch auch in der weiteren Umgebung sind die Schäden gross. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 13. Die gewaltige Explosion verursachte auch noch Kilometer entfernt grosse Schäden. Fensterscheiben barsten in sämtlichen Quartieren. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 13. Die internationale Solidarität ist spürbar gross, viele Länder schickten rasch Hilfstruppen nach Beirut. Auch Mitglieder der Turkey's Humanitarian Relief Foundation (IHH) unterstützen lokale Rettungskräfte. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 13. Über Beirut wurde der Notstand verhängt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 13. Frankreichs Präsident reiste unverzüglich nach Beirut, um sich ein Bild der Lage zu machen. Derweil gedachten in Frankreich viele Libanesinnen und Libanesen den Opfern der Explosion. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. Sie zündeten in Frankreich Kerzen für die Opfer an. Bildquelle: Keystone.
Vor der Festnahme der 16 Hafenmitarbeiter waren bereits mehrere Verantwortliche des Hafens unter Hausarrest gestellt worden. Sie sollen in den vergangenen Jahren für die Lagerung und Bewachung der grossen Mengen Ammoniumnitrat zuständig gewesen sein, die bei dem Vorfall möglicherweise explodierten. Unklar blieb dabei, welche Vorwürfe ihnen gemacht werden oder ob ihnen ein ordentliches Gerichtsverfahren droht.
Internationale Finanzierung soll geklärt werden
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte bei einem Besuch in Beirut eine baldige internationale Hilfskonferenz an. Dabei solle es um eine internationale Finanzierung für Medikamente, medizinische Behandlung und Nahrungsmittel unter Verteilung durch die UNO und die Weltbank gehen, sagte Macron.
Europäer, Amerikaner und Länder der Region seien gefordert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel riefen zu einer verstärkten Unterstützung auf.
300'000 Menschen ohne Obdach
In Beirut hatte eine heftige Detonation grosse Teile des Hafens zerstört und ganze Strassen im Zentrum in Trümmer gelegt. Mindestens 149 Menschen sind gestorben und rund 300'000 Menschen haben durch die Explosion ihr Zuhause verloren.
Bei der Spekulation um das Ammoniumnitrat richtet sich der Verdacht auf das unter moldauischer Flagge fahrende Frachtschiff «Rhosus», das 2013 grosse Mengen der gefährlichen Substanz in den Hafen gebracht haben soll.
Vertrauen in Politik leidet stark
Bald nach der schweren Detonation hatte es Rufe nach einer umfassenden Untersuchung und Aufarbeitung des Vorfalls gegeben. Zugleich wurden Forderungen nach einer unabhängigen, internationalen Ermittlung lauter. Diesen schlossen sich vier frühere libanesische Ministerpräsidenten und der führende drusische Politiker Walid Dschumblatt an. Viele Libanesen haben das Vertrauen in die herrschende politische Klasse verloren.
Regierungskritische Demonstranten machten ihrem Unmut in der Nacht zum Freitag Luft. Mehrere Menschen wurden bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.