- Tausende Demonstranten haben in Beirut gegen Libanons politische Elite protestiert. Mehr als 200 Personen wurden bei Ausschreitungen verletzt,
- Ein Polizist wurde laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA getötet.
- In einer Fernsehansprache am Samstagabend sagte Ministerpräsident Diab, dass er seinem Kabinett vorgezogene Neuwahlen vorschlagen wolle. Einen möglichen Termin nannte er nicht.
Die Demonstrierenden versammelten sich am Samstag auf dem Märtyrer-Platz im Zentrum der Hauptstadt. Im libanesischen Sender MTV war zu sehen, wie Protestierende versuchten, die Absperrungen zum Parlament zu durchbrechen. Einigen Demonstranten soll es gelungen sein, in das libanesische Aussenministerium einzudringen.
Sprechchöre waren zu hören, unter anderem «Revolution, Revolution». Eine MTV-Reporterin berichtete, Sicherheitskräfte hätten Tränengas eingesetzt. In Videoaufnahmen waren Schüssen zu hören. Laut Angaben des libanesischen Roten Kreuzes wurden bei den Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten mehr als 200 Menschen verletzt.
Viele Menschen im Libanon machen die Regierung für die Katastrophe verantwortlich. «Der Aufstand und die Revolution gehen weiter», sagte einer der Demonstranten zu MTV. Präsident Michael Aoun, Regierungschef Hassan Diab und die gesamte politische Führungsspitze seien für die Katastrophe verantwortlich.
Schweiz schickt weitere Experten nach Beirut
In Beirut wird derweil auch EU-Ratspräsident Charles Michel erwartet. Dort will er mit Präsident Michel Aoun, Regierungschef Hassan Diab und Parlamentspräsident Nabih Berri zusammentreffen.
Die Schweiz hat inzwischen ein zweites Expertenteam nach Beirut entsandt. Der zehnköpfigen Gruppe gehören medizinische und bautechnische Spezialisten an, teilte das Aussendepartement (EDA) am Samstag mit. Die Spezialisten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) würden von drei Schadenplatzexperten der Armee begleitet, schreibt das EDA auf seiner Internetseite. Die humanitäre Hilfe des Bundes werde sich auf die Bereiche Unterkunft und Medizin konzentrieren. Hier seien die Bedürfnisse in Beirut besonders gross.
Mehr als 150 Tote
Bei der Explosion am Dienstag waren mehr als 150 Menschen getötet worden, rund 5000 wurden verletzt. Grosse Teile des Beiruter Hafens sind vollständig zerstört und auch die umliegenden Wohngebiete stark beschädigt, bis zu 250'000 Menschen sind obdachlos.
Die Explosion soll durch eine grosse Menge der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die nach Regierungsangaben über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen gelagert worden war.