- Carles Puigdemont ist am Vormittag nach der Einreise von Dänemark nach Deutschland festgenommen worden.
- Die Festnahme erfolgte aufgrund eines europäischen Haftbefehls.
- Ob Puigdemont in Untersuchungshaft genommen wird, will das zuständige Gericht voraussichtlich am Montag entscheiden.
Die Festnahme erfolgte laut Angaben der örtlichen Polizei auf einer Autobahnraststätte unweit der Grenze zu Dänemark. Puigdemont sei mit dem Auto unterwegs gewesen, um Kontrollen an den Flughäfen zu vermeiden, sagte dessen belgischer Anwalt.
Gemäss SRF-Korrespondent Adrian Arnold hat der spanische Geheimdienst explizit die deutschen Behörden darüber informiert, dass Puigdemont auf seinem Rückweg von Helsinki nach Brüssel über deutsches Staatsgebiet fahren werde. «Es ist kein Zufall, dass die Spanier ausgerechnet die Deutschen in diesem Fall um Mithilfe bitten, denn im Vergleich zu anderen Regierungen haben Angela Merkel und die Deutsche Regierung, relativ früh die Haltung der madrilenischen Zentralregierung im Katalonienkonflikt unterstützt», so Arnold.
Die Entscheidung darüber, ob Puigdemont in Auslieferungshaft genommen wird, dürfte am Montag fallen, heisst es bei der Generalstaatsanwaltschaft. Puigdemonts Anwalt rechnet laut eigener Aussage mit einer Freilassung unter Auflagen.
Festnahme sollte bereits in Finnland erfolgen
Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte am Freitag Strafverfahren gegen Puigdemont und weitere katalanische Regionalpolitiker eröffnet. In diesem Zug waren auch die im vergangenen Dezember überraschend zurückgezogenen europäischen Haftbefehle erneuert worden. Eine mit der spanischen Justiz vereinbarte Festnahme Puigdemonts durch die finnischen Behörden kam jedoch nicht zustande, da dieser das Land zu dem Zeitpunkt bereits verlassen haben soll.
Carles Puigdemont lebt seit Monaten wegen des Konflikts um die katalanische Unabhängigkeit in Belgien im Exil. Die spanische Justiz wirft ihm und weiteren katalanischen Politikern Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Mittel vor. Den Separatistenführern drohen bis zu 30 Jahre Haft.
Blockierte Regierungsbildung in Barcelona
Die Strafverfahren und Haftbefehle gegen die Separatistenführer blockieren derzeit die Regierungsbildung in Barcelona. Das Regionalparlament unterbrach am Samstag die Wahl von Jordi Turull zum neuen katalanischen Präsidenten, weil dieser am Vortag festgenommen worden war. Im ersten Wahlgang hatte Turull aufgrund der inneren Spaltung der Unabhängigkeitsbefürworter die erforderliche absolute Mehrheit verfehlt.