Was ist bisher passiert? Der Iran hatte nach tagelangem Leugnen am Samstag den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs mit 176 Menschen an Bord eingeräumt. Nach Angaben aus Teheran wurde die Maschine irrtümlich für ein feindliches Objekt gehalten und mit einer Rakete abgeschossen. Irans Präsident Hassan Rohani äusserte sein tiefes Bedauern und versprach eine gründliche Untersuchung sowie Entschädigung für die Familien der Opfer. Bei den Opfern handelte es sich vor allem um iranisch stämmige Kanadier, Afghanen, Briten, Schweden und Ukrainer.
So reagierten Menschen im Iran: In Teheran kam es am Samstagabend zu Protesten. Hunderte Menschen versammelten sich an der Amir-Kabir-Universität, um der Toten zu gedenken. Aus dem Gedenken wurde ein wütender Protest, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die Demonstranten bezeichneten die für den Abschuss verantwortlichen Revolutionsgarden als «Lügner» und forderten die islamischen Geistlichen nach der tagelangen Leugnung zum Rücktritt auf.
Vorübergehende Festnahme des britischen Botschafters: Rob Macaire wurde für einige Stunden festgenommen. Er soll laut einem iranischen Medienbericht an der Protestkundgebung vor der Universität Amir Kabir teilgenommen. Macaire wies diese Darstellung zurück. Er habe den Opfern des Flugzeugabsturzes Respekt zollen wollen, als die Veranstaltung auf einmal in einen Protest umschlug, schrieb er auf Twitter. Grossbritannien reagierte empört. «Die grundlose und unbegründete Festnahme unseres Botschafters in Teheran ist eine ungeheuerliche Verletzung internationalen Rechts», erklärte der britische Aussenminister Dominic Raab.
Das iranische Aussenministerium bestellte den britischen Botschafter indes ein. Ausserdem soll es Proteste vor der britischen Botschaft in Teheran gegen Macaire gegeben haben. Laut Augenzeugen verbrannten regimetreue Demonstranten bei den Protesten die britische Flagge und forderten die Ausweisung des Botschafters.
Die Reaktion von Wolodimir Selenski: Die Ukraine fordert vom Iran Entschädigung für den Abschuss des Passagierflugzeugs. Zudem erwarte das Land eine umfassende Untersuchung, erklärte Selenski. Er vereinbarte mit Emmanuel Macron, dass französische Experten bei der Auswertung der Flugschreiber der abgeschossenen Maschine helfen werden.
So reagierte die europäische Flugaufsicht: Die europäische Flugaufsicht Easa fordert die europäischen Airlines auf, den iranischen Luftraum zu meiden. Dies gelte bis auf Weiteres, teilt die Aufsicht mit. Bislang hatte sie lediglich darauf hingewiesen, dass die iranischen Behörden den Airlines einen Überflug des iranischen Luftraums unterhalb von rund 7600 Metern verboten hat.
Die Reaktion von Justin Trudeau: Kanadas Premierminister Justin Trudeau, fordert ähnlich wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premier Boris Johnson eine umfassende Aufklärung des Abschusses sowie die volle Zusammenarbeit der iranischen Behörden. «Dies ist eine nationale Tragödie und alle Kanadier trauern gemeinsam», erklärt Trudeau. Der kanadische Aussenminister Francois-Philippe Champagne korrigiert die Zahl der kanadischen Opfer. Man gehe nun von 57 und nicht 63 Personen aus.