In den vergangenen zwei Wochen sind die Proteste gegen Ricardo Rosselló stetig gewachsen. Bei der grössten Demonstration vergangenen Montag forderten rund 500'000 Menschen seinen Rücktritt.
Widerstand und Aufruhr gegen den Regierungschef begannen sich zu regen, als bekannt wurde, dass sich Rosselló in Chats mit engen Vertrauten über Frauen und Schwule abschätzig und obszön geäussert und über die Opfer des schweren Wirbelsturms Maria vor zwei Jahren gespottet hatte.
Chats strafrechtlich relevant
Es ging in den Chats aber nicht allein um Diskriminierung und Geschmacklosigkeiten. Offenbar unterhielt sich Rosselló mit seinen Vertrauten auch über geheime Regierungsgeschäfte – dies obwohl nicht alle Mitglieder der Gruppe der Regierung angehörten. Eine Juristenkommission, die vom Parlamentspräsidenten eingesetzt worden war, erkannte in den Chats nicht nur Fehlverhalten. Einige Konversationen seien auch strafrechtlich relevant, stellten die Experten fest.
Der Gouverneur weicht also nicht allein dem Druck von Bürgerinnen und Bürgern – er musste mit seiner Absetzung rechnen. Ob ein Verfahren gegen ihn eröffnet wird, steht noch nicht fest. Das Ausmass der Proteste erklärt sich wohl auch damit, dass Puerto Rico praktisch bankrott ist und die schweren Verwüstungen von 2017 noch bei weitem nicht überwunden hat. Die Bevölkerung scheint genug zu haben von Amtsträgern, die ihre Pflicht eklatant verletzen.