- Der ehemalige chinesische Präsident Jiang Zemin ist im Alter von 96 Jahren gestorben.
- Dies berichtet die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
- Als Todesursache wird eine Leukämie-Erkrankung sowie multiples Organversagen genannt.
In den vergangenen Wochen hatte es bereits Gerüchte gegeben, dass es Jiang Zemin schlecht gehe oder er gestorben sein könnte. «Genosse Jiang Zemin» wurde in der Todesnachricht der Staatsagentur als «herausragender Führer mit hohem Prestige» gewürdigt. Er sei ein «grosser Marxist und grosser proletarischer Revolutionär» gewesen.
Der am 17. August 1926 geborene Jiang Zemin war von 1989 bis 2002 Generalsekretär der Kommunistischen Partei und von 1993 bis 2003 auch Staatspräsident Chinas. Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 und dem Sturz des reformerischen Parteichefs Zhao Ziyang war der damalige Bürgermeister von Schanghai zum neuen Parteiführer erhoben worden.
Einfluss auch nach Rücktritt
Als Jiang 2003 zurücktrat, war China Mitglied der Welthandelsorganisation WTO geworden, hatte den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2008 in Peking erhalten und war auf bestem Weg zur Supermacht.
Auch nach seinem Rücktritt übte Jiang Einfluss auf das politische Leben Chinas aus, etwa ab 2002 auf die Führungsgeneration mit Hu Jintao. Er zog als «starker Mann» im Hintergrund oft die Fäden. Allerdings gehörte der neue Staats- und Parteichef Xi Jinping nicht zu seiner politischen Seilschaft. Viele seiner Gefolgsleute fielen der Anti-Korruptions-Kampagne von Xi Jinping zum Opfer. Kritiker warfen dem heutigen Staats- und Parteichef vor, sich damit seiner Gegner entledigt zu haben.
Eklat beim Staatsbesuch in der Schweiz
In der Schweiz bleibt vor allem Jiang Zemins Staatsbesuch aus dem Jahr 1999 in Erinnerung, der mit einem Eklat endete: Bundespräsidentin Ruth Dreifuss und ihre Kollegen erwarteten samt Ehrenkompanie ihren hohen Gast aus China vor dem Bundeshaus. Am Rande des Bundesplatzes machten sich Pro-Tibet-Demonstranten mit Flaggen breit und skandierten «Free Tibet!».
Jiang Zemin war davon sichtlich nicht angetan. Der Staatsgast fuhr mit über einer halben Stunde Verspätung vor dem Bundeshaus vor und schüttelte lediglich der Bundespräsidentin kurz die Hand.
Und auch später machte er seinem Ärger Luft. Während seiner Rede schob er das Manuskript beiseite und empörte sich: «Sind Sie nicht in der Lage, dieses Land zu führen?» und «Sie haben einen guten Freund verloren!», schimpfte er in Richtung der Bundespräsidentin, die zuvor in ihrer Rede die Menschenrechtslage in China angesprochen hatte.
Nur knapp konnte ein Abbruch des Staatsbesuchs verhindert werden. Dreifuss konnte Jiang immer wieder besänftigen und Adolf Ogi beschenkte den chinesischen Staatschef mit einem Bergkristall. Gut ein Jahr später besuchte Ogi China und drückte Jiang bei einem Empfang die Hand.
In den folgenden Jahren entwickelten sich die Geschäftsbeziehungen zwischen der Schweiz und China prächtig. Seit 2010 ist China der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Asien und der drittwichtigste Handelspartner überhaupt hinter der EU und den USA.