- Papst Franziskus hat den Rücktritt des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, nicht angenommen.
- Das schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem vom Heiligen Stuhl veröffentlichten Brief.
Der deutsche Geistliche, eine wichtige Figur der Weltkirche, hatte am vergangenen Freitag ein Schreiben an den Papst publik gemacht, in dem er vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals seine Demission anbot.
«Und genau das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising», schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem Brief an Marx, den der Heilige Stuhl nun veröffentlicht hat. «Ich stimme Dir zu, dass wir es mit einer Katastrophe zu tun haben: der traurigen Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist», hiess es in Franziskus' Schreiben weiter.
Ein Reformer
Der 67 Jahre alte Marx hatte am 21. Mai in einem Brief an Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten. Franziskus sollte demnach über «seine weitere Verwendung» entscheiden. Das Ersuchen Marx' hatte in der katholischen Kirche für grosses Aufsehen gesorgt. Marx war von 2014 bis 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).
Im April 2013 hatte Franziskus ihn in den achtköpfigen Kardinalsrat berufen, der ihn bei der Reform der Kurie in Rom berät. Wenig später machte er Marx zum Koordinator eines neu geschaffenen Wirtschaftsrates im Vatikan.
Unter den katholischen Bischöfen in Deutschland gilt Marx als Reformer. Er hatte sich auch in der Reformdebatte der katholischen Kirche, dem «Synodalen Weg», engagiert. Für seinen Schritt hatte Marx von vielen in der katholischen Kirche Anerkennung erhalten. Sein Nachfolger als DBK-Chef, Bischof Georg Bätzing, zeigte Verständnis für die Entscheidung.
Missbrauchsskandale sorgen für Austritte
Für diesen Sommer wird ein Gutachten über Fälle von sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising erwartet, das vor allem herausarbeiten soll, wie sexueller Missbrauch von Priestern im Bistum möglich wurde und ob hochrangige Geistliche Täter schützten.
Die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche in Deutschland haben die seit Jahrzehnten wahrnehmbare Austrittswelle noch heftig anschwellen lassen. Im Jahr 2019 wurden 272'771 Austritte verzeichnet. Derzeit gehören noch etwa 27 Prozent der deutschen Bevölkerung der katholischen Kirche an, die Zahl der aktiven Kirchgänger ist weit geringer.