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Wenn das Rettungsschiff nicht anlegen darf
Aus Echo der Zeit vom 26.06.2018. Bild: Keystone
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Nach tagelanger Irrfahrt EU-Länder wollen «Lifeline»-Migranten aufnehmen

  • Das Rettungsschiff «Lifeline» der deutschen Hilfsorganisation (NGO) Mission Lifeline darf nach Aussagen der italienischen Regierung in Malta anlegen.
  • Die NGO Lifeline aus Dresden, der das Schiff gehört, selbst verfügt jedoch noch über keine Erlaubnis dafür.
  • 230 Migranten und 17 deutsche Besatzungsmitglieder harren seit Donnerstag auf dem Schiff im Meer aus.
  • Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat bestätigt, dass sein Land und einige andere europäische Länder Migranten vom Rettungsschiff «Lifeline» aufnehmen wollen.

Nach einer tagelangen Blockade geht die Odyssee für die Migranten und die deutsche Besatzung des Rettungsschiffes «Lifeline» auf dem Mittelmeer zu Ende. Das Schiff der Dresdner Organisation Mission Lifeline darf in Malta anlegen – allerdings unter der Bedingung, dass die Flüchtlinge an Bord auf mehrere EU-Länder verteilt werden.

Die Regierung in Valletta erklärte, dass sich vier Mitgliedsstaaten dazu bereit erklärt hätten; zwei weitere prüften eine Beteiligung. Italien, Frankreich und das Bundesland Berlin hatten Hilfe bereits in Aussicht gestellt.

Etwa 230 Migranten und 17 deutsche Besatzungsmitglieder harren seit Donnerstag auf dem Schiff vor der Mittelmeerinsel aus. Die Retter sind noch zurückhaltend. «Wir sind mehr als glücklich, dass am Horizont eine Lösung für diese schändliche Scharade auftaucht», sagte Lifeline-Sprecher und -Mitgründer Axel Steier. Allerdings hätten sie noch kein direktes Okay für die Einfahrt bekommen. Das Motto der Helfer scheint: Wir glauben erst an unser Glück, wenn wir im Hafen sind.

Macron bestätigt Aufnahme von Migranten

Fast eine Woche lief das diplomatische Hin und Her zwischen mehreren EU-Ländern. Niemand fühlte sich für die Migranten zuständig, die vor Libyen gerettet worden waren. Das erlösende Signal für die Crew und die Migranten kam dann vom italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte. Dieser erklärte nach einem Telefon mit dem maltesischen Premierminister Joseph Muscat: «Das Schiff der NGO Lifeline wird in Malta anlegen.»

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat inzwischen bestätigt, dass Frankreich und einige andere europäische Länder Migranten aufnehmen wollen. Die Zahl sei begrenzt, es seien «mehrere Dutzend» Menschen pro Land.

Den freiwilligen Seenotrettern selbst drohen juristische Konsequenzen. Die Regierung in Malta prüft Ermittlungen gegen den deutschen Kapitän, der bei der Rettung der Migranten Anweisungen der italienischen Behörden ignoriert habe. Im Kern geht es um die Frage, wo und auf welche Anweisung die «Lifeline» die Flüchtlinge aufgenommen hat.

Lieber sterben als bleiben

Die Italiener sagen, Lifeline habe die Anweisung aus Rom nicht befolgt, die Rettung der libyschen Küstenwache zu überlassen. Lifeline gibt allerdings an, dass sie die Libyer kontaktiert hätten und diese nicht geantwortet hätten – weshalb der Kapitän sich konform mit internationalem Seerecht entschieden habe, die Menschen aus der Seenot zu retten.

In diesem Jahr sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits rund 1000 Migranten auf See umgekommen. Dass die Migranten den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nicht mehr antreten, falls es keine privaten Retter mehr gebe, halten viele für unwahrscheinlich. Denn in Libyen sind sie Folter, Vergewaltigung und Versklavung ausgesetzt. «Sie würden eher Selbstmord begehen, als in Libyen zu bleiben», sagte der deutsche Grünen-Abgeordnete Manuel Sarrazin nach einem Besuch auf der «Lifeline».

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