- Premierministerin May sagte, es werde eine höhere Präsenz bewaffneter Polizeikräfte an öffentlichen Plätzen geben. Zudem werde die Polizei von der Armee unterstützt.
- Der IS hat nach eigenen Angaben die Verantwortung für den Anschlag übernommen.
- Bei der Explosion in einem U-Bahn-Waggon in London wurden laut Rettungskräften mindestens 29 Menschen verletzt, keiner davon schwer.
- Der Anschlag ereignete sich bei der Haltestelle Parsons Green im Westen der Stadt.
Die Terrorwarnstufe «kritisch» deutet darauf hin, dass ein Anschlag möglicherweise unmittelbar bevorsteht. Die Sicherheitskräfte reagieren darauf mit deutlich mehr bewaffneten Polizeikräften auf der Strasse. Die selbstgebaute Bombe in einem Londoner U-Bahn-Zug ist möglicherweise mit Hilfe eines Zeitzünders explodiert, meldete die BBC unter Berufung auf ungenannte Quellen.
Die Polizei sucht mit Hochdruck nach dem oder den Tätern. «Die Fahndung läuft», sagte Bürgermeister Sadiq Khan am Freitag dem Radiosender LBC. Ob bereits konkrete Personen im Visier der Polizei seien, dürfe er aber nicht sagen.
Die IS-Terrormiliz bekannte sich zu dem Anschlag. Ein Kämpfer des Islamischen Staates habe die Tat ausgeführt, meldete ein Sprecher am Abend über die Kanäle, über die der IS auch früher schon Anschläge für sich reklamierte.
Bombe hatte wohl eine Fehlzündung
Theresa May hat eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats angesetzt. «Meine Gedanken sind bei den Verletzten von Parsons Green und den Rettungskräften, die erneut schnell und mutig auf einen mutmasslichen terroristischen Vorfall reagieren», so May. Die britische Premierministerin verurteilte den «feigen» Terrorangriff: «Der Sprengsatz sollte grossen Schaden anrichten.» Sie schien die Experten-Einschätzung zu bestätigen, dass die Bombe eine Fehlzündung hatte.
Zu Irritationen führte ein Tweet von US-Präsident Donald Trump, der den Behörden unterstellt, sie hätten zu wenig gegen die «Versager-Terroristen» getan.
Trumps Kritik an britischer Polizeiarbeit
May kommentierte den Tweet einigermassen diplomatisch: «Ich glaube, es ist nie hilfreich, wenn jemand über laufende Ermittlungen spekuliert.»
Behörden unter Druck
Die britischen Medien stellen den Behörden allerdings kein gutes Zeugnis aus. Das bestätigt auch SRF-Korrespondentin Henriette Engbersen in der Tagesschau: «Seit 2013 ist es zwar den Behörden gelungen, insgesamt 13 Attentate zu verhindern – sechs alleine im aktuellen Jahr. Doch es ist auch bereits der fünfte erfolgreiche Anschlag für die Terroristen in diesem Jahr», sagt SRF-Korrespondentin Henriette Engbersen.
Dies setze die Behörden enorm unter Druck. «Es gibt eine Liste der Behörden mit 3000 potenziellen Gefährdern. Und es ist praktisch unmöglich, diese alle zu überwachen, muss man zur Verteidigung sagen», sagt Engbersen.
Massenpanik nach der Explosion
Augenzeugen berichteten von einer Explosion oder einem lauten Knall, bevor sich eine «Flammenwand» im U-Bahn-Waggon ausgebreitet haben soll. «Ich befand mich im vorletzten Wagen», sagte eine Zeugin der Nachrichtenagentur Reuters. «Ich hörte etwas wie ein Zischen, schaute mich um und sah, wie der ganze Wagen in Flammen geriet.»
Laut anderen Augenzeugen wurden zudem mehrere Menschen bei der anschliessenden Massenpanik verletzt. Wie die Rettungskräfte mitteilten, sind die Verletzungen der 29 Betroffenen nicht schwer oder lebensgefährlich.
Aufruf zur Wachsamkeit
Die Haltestelle Parsons Green wurde gesperrt, der Zugverkehr teilweise eingestellt. Die Polizei riet, den Bereich rund um die betroffene Metrostation zu meiden und wachsam zu sein.
In sozialen Medien kursierte ein Bild von einem weissen Eimer, der angeblich eine kleine Explosion ausgelöst haben soll. Die Polizei bestätigte die Echtheit des Fotos bisher aber nicht. Laut einem Bericht des «Guardian» werden derzeit noch Videoaufnahmen aus Überwachungskameras ausgewertet, auf denen zu sehen sein soll, wie der Bombenleger mit dem Sprengsatz in die U-Bahn einsteigt.