Jewgeni Prigoschin
Der einstige Freund Putins war im August 2023 mit seinen Kämpfern gegen Moskau marschiert, offenbar um die Militärführung des Landes zu stürzen. Wenig später war Jewgeni Prigoschin tot: Der Chef der Privatarmee Wagner war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Putins Sprecher Dmitri Peskow hatte Spekulationen zurückgewiesen, der Kreml könnte in den Flugzeugabsturz verwickelt sein. «Das alles ist eine absolute Lüge.»
Während des Ukraine-Kriegs, in dem er mit seiner Gruppe an der Seite Russlands kämpfte, kritisierte Prigoschin immer wieder das russische Verteidigungsministerium. Er beklagte Nachschubprobleme und forderte mehr Munition. Nachdem Putin nach dem Aufstand zunächst von Verrätern gesprochen hatte, die hart bestraft werden müssten, kam einen Tag später die überraschende Wende: Der Kremlchef hatte Prigoschin Straffreiheit angeboten, wenn sich dieser ins Exil nach Belarus begebe. Viele westliche Beobachter waren trotzdem davon ausgegangen, dass der Kreml den in Ungnade gefallenen Prigoschin beseitigen könnte.
Boris Jefimowitsch Nemzow
Der Oppositionspolitiker Nemzow wurde im Februar 2015 beim Kreml erschossen. Mit vier Schüssen in den Rücken verstummt die kritische Stimme von Nemzow in der Nacht zum 27. Februar 2015 gewaltsam. Die Anklage geht von einem Auftragsmord aus, wobei sich der angebliche Auftraggeber ins Ausland abgesetzt haben soll. Zahlreiche Kameras rund um den Kreml waren abgeschaltet – wegen Revisionsarbeiten.
Zum zweiten Jahrestag gingen Tausende Anhänger auf die Strasse, um des Kritikers zu gedenken. Sie vermuten die Hintermänner der Tat in der Führung der Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus.
Natalia Estemirowa
Natalia Estemirowa war Mitarbeiterin der Organisation Memorial. Sie galt als Kämpferin für die Menschenrechte im Nordkaukasus. 2009 wurde die Menschenrechtsaktivistin in der Konfliktregion erschossen aufgefunden. Mit kritischen Berichten über das Verschwinden von Zivilisten in Tschetschenien hatte sie sich wiederholt den Zorn der moskautreuen Machthaber zugezogen. Obwohl der Kreml eine Untersuchung angekündigt hatte, wurde die Tat bis heute nicht aufgeklärt.
Alexander Litwinenko
Das Bild von Alexander Litwinenko im Spitalbett ging um die Welt. Er war zuerst Agent beim russischen KGB und danach Informant für den britischen MI6. Litwinenko trifft sich im November 2006 in einem Londoner Hotel mit russischen Geschäftsmännern zum Tee und mit dem Italiener Mario Scaramella zum Mittagessen in einer Sushi-Bar. Danach erkrankt der Kreml-Kritiker an einer Vergiftung und stirbt am 23. November 2006.
Die russische Regierung weist jeden Vorwurf von sich. Es entstanden etliche verworrene Theorien über den Tod. Fest steht: Litwinenko wurde mit einer radioaktiven Substanz vergiftet. Eine offizielle Abklärung der Todesursache gibt es nicht. Litwinenko war sich aber sicher, dass die russische Regierung dahinter steckt. In seinem letzten Interview sagte er noch: «Die Bastarde haben mich gekriegt.» Diese Behauptung konnte bislang weder bestätigt noch widerlegt werden.
Anna Stepanowna Politkowskaja
Politkowskaja war Journalistin und Menschenrechtsaktivistin. Sie scheute sich nicht, kremlkritische Artikel zu publizieren und Putin direkt anzuprangern. Vor allem die Tschetschenien-Politik der Regierung hatte sie harsch kritisiert.
Im Oktober 2006 wird sie in ihrem Treppenhaus erschossen. Vier Kugeln trafen sie in die Brust, eine in den Kopf. Vier Tschetschenen sowie ein früherer Moskauer Polizeioffizier werden angeklagt. Der Schütze und eine weitere Person werden verurteilt. Wer das Verbrechen in Auftrag gegeben hat, ist jedoch bis heute nicht ermittelt.
Paul Klebnikow
Der US-Amerikaner war Chefredaktor des russischen Forbes-Magazins. Er kam bereits zu Beginn seiner Zeit ins Visier der Oligarchen. Der 41-Jährige veröffentlichte eine Liste der reichsten Russen und legte in seinem Buch «Der Pate des Kreml – Boris Beresowski und die Macht der Oligarchen» die Zusammenhänge und Aktivitäten verschiedener einflussreicher Russen dar.
Klebnikow wurde 2004 in Moskau vor dem Redaktionsgebäude erschossen. Die Täterschaft ist immer noch unbekannt. Hauptverdächtig bleiben drei Tschetschenen und der Oligarche Beresowski, mit welchem Klebnikov einen jahrelangen Rechtsstreit führte.
Boris Abramowitsch Beresowski
Beresowski war nicht nur Verdächtiger, sondern auch Opfer. Nachdem der Politiker und Oligarch dem Kreml den Rücken zugekehrt hatte, wurde er zum erbitterten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Aus Angst vor einem Anschlag und juristischer Verfolgung emigrierte er im August 2000 nach Grossbritannien.
2013 wurde er dennoch tot in seinem Badezimmer in London aufgefunden. Die Todesursache deutete auf einen Tod durch Erhängen hin. Ob es sich um Mord oder Suizid handelt, konnte bis heute nicht restlos geklärt werden.
Sergej Magnitski
Der Anwalt sollte als Jurist des Finanzunternehmens «Hermitage Capital Management» Korruptionsfälle und Steuerbetrug bei Beamten aufklären. Im Verlauf der Ermittlungen wurde Magnitski dann aber selbst der Steuerhinterziehung beschuldigt und verhaftet.
Insgesamt blieb Magnitski 358 Tage in Haft und starb schliesslich am 16. November 2009 in einer Isolationszelle. Nach russischem Recht kann ein Häftling ohne Anklage bis zu einem Jahr inhaftiert werden. Danach muss er entweder freigelassen oder angeklagt werden. In Briefen berichtete Magnitski von untragbaren Haftbedingungen.
Nach seinem Tod wurde er wegen Steuerhinterziehung zu neun Jahren Haft verurteilt. Die Todesursache wurde von Pankreatitis auf Herzinfarkt korrigiert.