- Jacinda Ardern hat ihr Amt als Regierungschefin von Neuseeland niedergelegt.
- Vor dem Parlament wurde die beliebte Politikerin empfangen, es flossen Tränen.
- Ihr Nachfolger Chris Hipkins hat danach den Amtseid abgelegt.
Die 42-jährige Jacinda Ardern umarmte alle Kabinettsmitglieder, die vor dem Gebäude auf sie warteten, einzeln. Zum letzten Mal hatte sie zuvor das Parlament als Regierungschefin verlassen. Viele ihrer Mitstreiter hatten Tränen in den Augen und dankten ihr für ihre Leistungen. Auch zahlreiche Bürger waren zum Parlament in Wellington gekommen. Wegen ihrer empathischen Art und ihres erfolgreichen Krisenmanagements wurde Ardern auch international bewundert.
Am Donnerstag hatte die seit 2017 regierende Ardern überraschend ihren Rückzug angekündigt und gesagt, dass ihr die Kraft fehle, um weiterzumachen. «Ich weiss, was man für diesen Job braucht, und ich weiss, dass ich nicht mehr genug im Tank habe», sagte sie in einer emotionalen Rede. Sie war bei Amtsantritt die damals jüngste Ministerpräsidentin der Welt. 2018 war sie die erste Regierungschefin seit Jahrzehnten, die während ihrer Amtszeit Mutter wurde.
Prinz William und seine Frau Herzogin Kate twitterten: «Danke, Jacinda Ardern, für Ihre Freundschaft, Ihre Führung und Ihre Unterstützung im Laufe der Jahre, nicht zuletzt zum Zeitpunkt des Todes meiner Grossmutter.» Neuseeland gehört zum Commonwealth. Somit ist König Charles III. das Staatsoberhaupt des Landes.
«Intelligenter Kampfhund» folgt auf höfliche Ardern
Nach dem Rücktritt von Jacinda Ardern wurde der bisherige neuseeländische Polizei- und Erziehungsminister Chris Hipkins als neuer Ministerpräsident von Neuseeland vereidigt. «Dies ist das grösste Privileg und die grösste Chance meines Lebens», sagte der 44-Jährige. «Die Neuseeländer werden in den kommenden Wochen und Monaten mit Sicherheit sehen, dass die Lebenshaltungskosten im Mittelpunkt unseres Arbeitsprogramms stehen werden», so Hipkins nach seiner ersten Kabinettssitzung.
Der Soziologe Grant Duncan von der Massey Universität in Wellington bezeichnete Chris Hipkins während der Pandemie «als fleissige und kompetente Führungspersönlichkeit, die eine dringend benötigte Klarheit und gesunden Menschenverstand einbrachte. Er ist ein zuverlässiger und intelligenter Politiker, dem es nichts ausmacht, ein Kampfhund zu sein, wenn es nötig ist.»
Hipkins' Stellvertreterin ist Carmel Sepuloni. Die 1977 als Tochter eines Einwanderers aus Polynesien und einer europäischstämmigen Neuseeländerin geborene Politikerin ist die erste Vertreterin der Pazifik-Insulaner in dieser hohen Regierungsposition.