Ein Regierungschef, der sich als Krisenmanager bewährt hat. Ein Generalstaatsanwalt, der kein Superman sein will. Und ihnen gegenüber: Ein früherer «Nobody», der schon immer nach den Sternen griff und in der Politik einen kometenhaften Aufstieg und einen ebenso schnellen Sturz erlebte. Und schliesslich eine rebellische ehemalige Parlamentschefin. Das sind nach der Anklageerhebung gegen die entmachtete separatistische Regierung Kataloniens die vier Hauptakteure im spanischen Politthriller.
Mariano Rajoy wurde politisch schon häufig totgesagt, in diesen Wochen muss der Jurist und Richtersohn aus Santiago de Compostela «die grösste Herausforderung der spanischen Demokratie» bewältigen, wie «El País» treffend schrieb. Derzeit bewährt sich Rajoy einmal mehr als Krisenmanager. Zuvor führte der ganz und gar uncharismatische Mann sein Land aus der Wirtschaftskrise und überstand viele Korruptionsaffären. Obwohl seine konservative Volkspartei PP die absolute Mehrheit im Parlament verlor, verstand der 62-Jährige es, Allianzen zu bilden. Nach einer zehnmonatigen Hängepartie wurde er im Herbst 2016 als Regierungschef wiedergewählt.
José Manuel Maza sieht sich als Generalstaatsanwalt, nicht als «Superman», der den Bestrebungen der Separatisten einen Strich durch die Rechnung macht. «Die Staatsanwaltschaft hat in diesem Fall eine entscheidende Rolle bekommen, die wir auch annehmen, weil es unsere Pflicht ist», sagte der 66-Jährige vor dem illegalen Referendum in Katalonien der Zeitung «El Mundo». Der geborene Madrileño ist nicht nur Jurist, sondern auch Kriminologe und Schriftsteller. Seine juristische Karriere startete er in den 70er Jahren, 2016 wurde er Generalstaatsanwalt. Er ist geschieden und hat einen Sohn. Maza gilt als umgänglich und äusserst gut vernetzt. In der Katalonien-Krise mahnte er zur Verhältnismässigkeit und warnte, «keine Handlungen durchzuführen, bei denen das Mittel schlimmer ist als die Krankheit».
Carles Puigdemont: Schon als Kind hatte der 54-Jährige utopische Träume: Er wollte Astronaut werden und zum Mond fliegen. Nach seiner Wahl zum katalanischen Regierungschef hatte der bis dahin sogar in Katalonien nahezu unbekannte Ex-Journalist im Januar 2016 im Parlament von Barcelona vollmundig verkündet: «Es sind keine Zeiten für Feiglinge!» Als liberaler Anführer der separatistischen Allianz Junts pel Sí (Gemeinsam fürs Ja) versprach er, man werde den Weg zur Unabhängigkeit unbeirrt aufnehmen: Der überzeugte Separatist hielt Wort und mauserte sich im Laufe der Katalonien-Krise zum Schrecken Madrids, liess Ultimaten unbeantwortet verstreichen. Seine steile politische Laufbahn, die er als erster nicht-sozialistischer Bürgermeister der katalanischen Stadt Girona nach der Diktatur von Francisco Franco (1939-1975) gestartet hatte, könnte mit der Anklage nun zu einem Ende gekommen sein.
Carme Forcadell gehört der Republikanischen Linken Kataloniens (ERC) an und zeigte sich als Chefin des Parlaments in Barcelona entschlossen, den Weg der Unabhängigkeit trotz aller Hindernisse weiterzugehen. Aktivistin für die Unabhängigkeit wurde die 1956 in der katalanischen Provinz Tarragona geborene Forcadell während ihrer Studienzeit in Barcelona. Vor ihrer politischen Karriere arbeitete die Mutter zweier Kinder beim spanischen Fernsehen TVE als Redaktorin und lehrte Katalanisch. Sie war auch Präsidentin der einflussreichen Bürgerinitiative Katalanische Nationalversammlung (ANC). Die Themen Sprache und Identität haben sie als Sprachwissenschaftlerin stets beschäftigt. Im Dezember musste sich Forcadell bereits wegen Ungehorsams und Machtmissbrauchs vor Gericht verantworten. Parlamentspräsidentin war sie seit 2015.