Während eines Flugs nach Hawaii kam es in der Nacht auf Montag zu schlimmen Turbulenzen mit mehreren Schwerverletzten. Wie gefährlich solche Turbulenzen sind und was Passagiere in einer solchen Situation tun sollten, erklärt Karin Montani, Leiterin der Swiss-Medienstelle.
SRF News: Wie gefährlich sind solch schwere Turbulenzen, wie die beim Flug nach Hawaii?
Karin Montani: Schwere Turbulenzen sind insbesondere für die Sicherheit der Kabinenbesatzung und der Fluggäste in Situationen, in denen sie nicht durch Gurte gesichert sind, kritisch. Es kann zu Verletzungen durch Stürze oder herumfliegende Gegenstände kommen. Häufig kommt es zu Prellungen, Kopfverletzungen oder Brüchen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Verlauf des Fluges Turbulenzen auftreten.
Die Flugsicherheit kann zudem gefährdet sein, wenn die zugeteilten Flughöhen im dicht beflogenen Luftraum temporär nicht mehr genau eingehalten werden können. Dass aber Turbulenzen zu schweren Schäden an Flugzeugen oder zu Flugabstürzen geführt haben, ist uns nicht bekannt.
Kommt es oft vor, dass während eines Flugs schwere Turbulenzen auftreten?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Verlauf des Fluges Turbulenzen auftreten. Schwere Turbulenzen sind jedoch sehr selten. Bei rund 15'000 Flügen pro Jahr (Vor-Corona-Zahlen) verzeichnet Swiss jeweils eine Handvoll solcher Vorfälle.
Was genau geschieht mit dem Flugzeug in solchen Momenten?
Das Flugzeug erfährt verhältnismässig kleine Bewegungen in alle möglichen Richtungen. Alle Menschen und Gegenstände im Flugzeug scheinen sich entsprechend im Flugzeug zu bewegen, es ist jedoch das Flugzeug, das durch die Turbulenzen bewegt wird.
Laut einer Agenturmeldung sei der Pilot beim Flug nach Hawaii in ein Gewitter geflogen. Ist es als Pilot möglich, dass man Gewitter umfliegen kann?
Ja, die Flugroute aus meteorologischen Gründen anzupassen ist in Absprache mit der zuständigen Flugverkehrsleitstelle jederzeit möglich. Bei Gewittern sollte dies eigentlich auch immer gemacht werden. Bei Swiss führt die Crew vor jedem Flug ein ausgiebiges Wetterbriefing durch, um Gewitter von vornherein zu umfliegen. Ganz ausschliessen kann man Turbulenzen aber nie.
Das Handgepäck sollte man unter dem Sitz oder in der Gepäckablage belassen und elektronische Geräte [...] nicht offen herumliegen lassen.
So gibt es zum Beispiel die sogenannten Clear Air Turbulences, die unerwartet durch das Aufeinanderprallen von grossen Luftmassen entstehen. Diese sind auf Karten nicht erkennbar. Sie werden allerdings von den Besatzungen per Funk an die hinterher fliegenden Flugzeuge weitergegeben, sodass man sie umfliegen kann.
Was sollte man als Passagier bei Turbulenzen tun?
Weil auf einem Flug immer mit Turbulenzen gerechnet werden muss, kommunizieren wir unseren Fluggästen, sich im Sitz zu jedem Zeitpunkt anzuschnallen, insbesondere aber, wenn das entsprechende Zeichen aktiviert ist.
Zudem sollte man das Handgepäck, wenn immer möglich, unter dem Sitz oder in der Gepäckablage belassen und elektronische Geräte wie Mobiltelefone oder Tablets nicht offen herumliegen lassen.
Welche Vorkehrungsmassnahmen ergreift die Swiss, um auf schwere Turbulenzen vorbereitet zu sein?
Unsere Besatzungen werden regelmässig auf den Umgang bezüglich Turbulenzen geschult. An Bord befindet sich ausserdem stets ein Ärztekoffer, in welchem verschiedene Medikamente und Geräte für medizinisch qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen.
Im Bedarfsfall ist zudem ein Care Team bei Ankunft vor Ort vorgesehen, um unsere Gäste und Crew Members auf emotionaler Ebene optimal zu betreuen.
Das Gespräch führte Cindy Schneeberger.