- Chiles Präsident Sebastián Piñera am Sonntag erstmals die Polizeigewalt gegen Demonstranten verurteilt.
- Es habe einen «übermässigen Einsatz von Gewalt» gegeben, sagte Piñera in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation.
- Seit Wochen protestieren Chileninnen und Chilenen gegen die Regierung.
«Misshandlungen und Verbrechen wurden begangen», fügte Präsident Piñera an, und nicht überall seien die Rechte aller respektiert worden. Die teilweise gewaltsamen Proteste in dem südamerikanischen Land hatten Mitte Oktober begonnen. Sie richten sich gegen niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich.
Die Krise in Chile ist die schwerste seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1990. Bei den Unruhen wurden 22 Menschen getötet und Tausende verletzt. Die gewaltsamen Ausschreitungen sind in den letzten Tagen allerdings zurückgegangen.
In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden nach Angaben des Innenministeriums 16 Plünderungen und Brandanschläge registriert, nach 77 noch am Vortag. Auch die Zahl der Festnahmen ging um 60 Prozent von 641 auf 268 zurück.
Einigung auf neue Verfassung
Zuvor hatten sich Regierung und Opposition auf den Weg zu einer neuen Verfassung geeinigt. Eine neue Verfassung, die die geltende Verfassung von 1980 noch aus der Zeit der Militärdiktatur von Augusto Pinochet ersetzt, ist eine der Hauptforderungen der Demonstrierenden.
Die Proteste hatten vor einem Monat mit Kundgebungen gegen die Erhöhung der U-Bahn-Fahrpreise begonnen.