Darum geht es: Am Sonntag schossen zwei arabische Israelis in der israelischen Küstenstadt Hadera wahllos auf Menschen an einer Bushaltestelle. Die Attentäter wurden von herbeigeeilten Grenzschützern erschossen, die zufällig in der Nähe waren. Bei dem Anschlag wurden zwei Polizisten getötet und vier weitere Personen verletzt. Mindestens einer der Angreifer sympathisierte angeblich mit der Terrororganisation «Islamischer Staat» IS. Schon letzte Woche waren in drei Fällen Zivilisten mit Messern angegriffen worden, mehrere Israelis wurden getötet. Auch hier soll es Verbindungen zum IS gegeben haben.
2020 rief der damalige IS-Chef Militante dazu auf, Israelis anzugreifen.
Deshalb könnte der IS involviert sein: «Schon Anfang 2020 rief der damalige IS-Chef Militante dazu auf, Israelis anzugreifen», berichtet SRF-Nahostkorrespondentin Susanne Brunner. Der Aufruf erfolgte, nachdem der damalige US-Präsident Donald Trump seinen sogenannten Friedensplan für Nahost vorgestellt hatte – was unter den Palästinensern für grosse Empörung und Proteste gesorgt hatte. Zwar wurde der betreffende IS-Chef inzwischen getötet. Doch die Frustration und Perspektivlosigkeit unter den Palästinensern werde immer grösser. «Das nutzt der IS aus», so die Korrespondentin.
Grosse Frustration: Im Westjordanland sind die Palästinenser frustriert, weil sie seit dem Scheitern des Oslo-Friedensprozesses keine Perspektive mehr sehen, und weil die Palästinenserbehörde der Fatah mit den israelischen Sicherheitskräften zusammenarbeitet. Und im Gazastreifen legt sich die dort herrschende Hamas mittels Raketenangriffen mit Israel an, weshalb es immer wieder zu Kriegen kommt, welche die Situation für die Menschen noch elender machen. «Die Menschen in den besetzten Gebieten – die überwiegende Mehrheit von ihnen ist keineswegs militant – möchten endlich ein einigermassen ruhiges Leben leben – ohne Gewalt, ohne Anschläge, ohne Verhaftungen», so Brunner.
Das Letzte, was Israel und die besetzten Gebiete brauchen, ist ein Krieg wie vor einem Jahr.
Gewaltspirale: «Die Häufung der Gewalt in den letzten Wochen ist auffällig», sagt die Korrespondentin. Neben den von arabischen Israelis im israelischen Kernland verübten Attentaten auf Israelis wurde auch in den palästinensischen Flüchtlingslagern in den besetzten Gebieten praktisch jeden zweiten Tag ein Palästinenser von israelischen Sicherheitskräften erschossen. Es sei dies auch ein Zeichen zunehmender Nervosität der Sicherheitskräfte angesichts der Häufung von Anschlägen auf Israelis im israelischen Kernland. Zudem empfänden es viele Palästinenser als Verrat, dass arabische Staaten ihre Beziehungen zu Israel immer mehr normalisieren.
Bald ist Ramadan: Angesichts des in wenigen Tagen beginnenden muslimischen Fastenmonats Ramadan befürchten israelische Sicherheitskräfte seit Längerem einen möglichen Gewaltausbruch – wie das im letzten Jahr der Fall war. Es war dies die grösste israelische Militäroperation im Gazastreifen seit 2014, mehr als 250 Menschen wurden getötet. «Selbst in Israel rufen Angehörige der Sicherheitskräfte jetzt zur Zurückhaltung auf, um eine Eskalation zu verhindern», sagt die Korrespondentin. «Das Letzte, was Israel und die besetzten Gebiete respektive Gaza brauchen, ist ein Krieg wie vor einem Jahr.»