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Deeskalation in Nahost? Darauf haben sich Israel und die Hamas geeinigt

Israel und die Hamas haben eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln vereinbart. Die wichtigsten Antworten.

Was ist passiert? Seit über einem Jahr dauert der Krieg im Gazastreifen an, Zehntausende Menschen wurden getötet, das Küstengebiet liegt weitgehend in Trümmern. Nun gibt es nach monatelangen Bemühungen der USA, Ägyptens und Katars um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas offenbar den lang erhofften Durchbruch. Katar verkündete am Mittwoch, es habe eine Einigung über eine Waffenruhe und einen Geiseldeal gegeben.

Was sind die Eckpunkte der Einigung? Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani hat verkündet, die Waffenruhe solle am Sonntag um 11:15 Uhr (Schweizer Zeit) in Kraft treten und zunächst für 42 Tage gelten. Laut israelischen Medien sollen noch am selben Tag die ersten Geiseln nach Israel zurückkehren. Während der Waffenruhe sollen 33 der 98 Entführten im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freikommen – wobei ungewiss ist, wie viele Geiseln überhaupt noch am Leben sind.

Wie sicher ist es, dass es zu einer Einigung kommt? Israels Staatspräsident Izchak Herzog rief das Sicherheitskabinett und die Regierung seines Landes auf, die Vereinbarung mit der Hamas zu billigen. Das Büro des Regierungschefs teilte mit, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu werde erst nach Abschluss letzter Detailfragen eine Erklärung abgeben. Es wird erwartet, dass das Kabinett heute über das Abkommen abstimmt.

Was sind die Reaktionen im Gazastreifen? In vielen Teilen des Gazastreifens bracht spontaner Jubel aus. Ein Hamas-Vertreter bezeichnete die Waffenruhe als «grossen Erfolg». Dieser spiegele die Standhaftigkeit der Bevölkerung und den Mut des Widerstands wider, sagte Sami Abu Suhri der Nachrichtenagentur Reuters. «Es ist auch eine Bestätigung dafür, dass die Besatzung keines ihrer Ziele erreicht hat», erklärte er unter Verweis auf Israel.

Menschen feiern auf einer belebten Strasse bei Nacht.
Legende: Die Freude in Deir al Balahi im Gazastreifen ist am Abend grenzenlos. IMAGO/Omar Ashtawy/apaimages

Was sind die Reaktion in Israel? Angehörige der israelischen Geiseln nahmen die Verkündung einer Einigung mit gemischten Gefühlen auf. «Für mich ist es erst vorbei, wenn es vorbei ist», sagte Jimmy Miller, Cousin der deutsch-israelischen Geisel Schiri Bibas, im Zentrum von Tel Aviv. Der Platz war am Abend ungewöhnlich leer, niemand schien in Feierstimmung.

Menschenmenge bei Nacht mit Fackeln und Transparenten.
Legende: Angehörige der Geiseln versammeln sich am Abend in Tel Aviv. KEYSTONE/EPA/ABIR SULTAN

Ist die Einigung Trumps Verdienst? Nach Darstellung des designierten US-Präsidenten war die Einigung einzig wegen seines Wahlsiegs im November möglich. «Dieses epische Waffenstillstandsabkommen konnte nur durch unseren historischen Sieg im November zustande kommen», teilte er mit. Der scheidende US-Präsident Biden verweist darauf, dass seine Vermittler in den vergangenen Tagen mit denen Trumps zusammengearbeitet hätten. Er weist jedoch darauf hin, dass monatelange Verhandlungen seiner Vertreter vorangegangen seien. Auf die Frage eines Reporters, ob er oder Trump mehr Anerkennung für das Zustandekommen des Abkommens verdiene, antwortet Biden: «Ist das ein Witz?»

Bedeutet die Einigung das Ende des bewaffneten Konflikts? Nach der Ankündigung der Waffenruhe hat die israelische Armee nach Angaben des Zivilschutzes ihre Angriffe auf den Gazastreifen verstärkt, Dutzende Menschen seien getötet worden, teilen Ärzte mit. Die Vereinbarung steht auf wackeligen Füssen – immerhin haben sich Israels Regierung und die Hamas gegenseitig geschworen, einander zu vernichten. Angesichts des tiefen Misstrauens bleibt offen, ob sich beide Seiten an die Vereinbarung halten werden und ob etwa bestimmte Passagen jeweils anders ausgelegt werden.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Libanon halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

SRF 4 News, 16.1.2025, 6 Uhr ; 

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