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Getötete Sanitäter in Gaza Neues Video zum Beschuss: Israels Armee bestreitet Exekution

Ein neues Video zieht die Darstellung der israelischen Armee zum blutigen Vorfall in Zweifel. Israel will den Beschuss von Sanitätern im Gazastreifen erneut untersuchen. Ein Überblick.

Das ist passiert: Ende März kamen palästinensische Rettungskräfte im Gazastreifen unter israelischen Beschuss. 15 Menschen wurden getötet – darunter acht Sanitäter des Palästinensischen Roten Halbmonds (PRCS). Die Leichen wurden erst nach einer Woche aus einem Massengrab geborgen. Verschiedene Hilfsorganisationen sprechen von einem Kriegsverbrechen. Wegen eines Videos räumte die israelische Armee (IDF) am Samstagabend ein, dass ihre anfängliche Darstellung des Vorfalls inkorrekt war.

Das geschah am 23. März: Nach Angaben des PRCS kam bei Rafah im Süden des Gazastreifens eine Ambulanz unter israelischen Beschuss. Deswegen seien weitere Rettungsfahrzeuge an den Ort geschickt worden, die wieder auch beschossen wurden. Die israelische Armee hatte damals behauptet, dass sich mehrere Fahrzeuge auf verdächtige Weise – ohne Koordinierung und ohne Scheinwerferlicht – den Truppen genähert hätten. Die Rettungsorganisation dagegen sagte, die Fahrzeuge seien wie immer klar gekennzeichnet gewesen. Das bestätigte auch ein Überlebender des Angriffs, der von den Israelis vorübergehend verhaftet und dann wieder freigelassen wurde.

Das zeigt das neue Video: Der Rote Halbmond hatte bei einem der getöteten Sanitäter ein Mobiltelefon gefunden, auf dem die letzten Minuten des Rettungstrupps aufgezeichnet sind. Auf dem Video sind Krankenwagen und ein Feuerwehrfahrzeug zu sehen, die deutlich markiert sind und sich mit Scheinwerferlicht und Blaulicht fortbewegen. Nachdem die Fahrzeuge stoppen und die Sanitäter aussteigen, ist ununterbrochenes Gewehrfeuer zu hören. Die Organisation hat das Video auf seinen Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Die «New York Times» hat zuerst über das neue Video berichtet.

Krankenwagen fährt bei Nacht auf einer Landstrasse mit Blaulicht.
Legende: Das Video zeigt laut dem Roten Halbmond den Einsatz vom 23. März 2025. Die Rettungsfahrzeuge fahren mit Blaulicht und Scheinwerfern – entgegen den ersten israelischen Behauptungen. Screenshot/Palästinensischer Roter Halbmond (PRCS)

Das sagt die israelische Armee jetzt: Nach dem Vorfall wurde der israelischen Armee vorgeworfen, dass ihre Soldaten die Sanitäter exekutiert hätten. Dies bestritt die Armee. Sie räumte aber nun ein, dass die erste Darstellung zum Verhalten der Fahrzeuge falsch gewesen sei. Sie hätte auf Aussagen der Soldaten beruht, die an dem Vorfall beteiligt waren, berichtete die «Times of Israel». Mindestens sechs der 15 Getöteten seien von Geheimdienstmitarbeitern sofort als Hamas-Kämpfer identifiziert worden, hiess es von der Armee.

So reagiert das EDA

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«Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) stellt mit Besorgnis fest, dass sich die humanitäre Lage in Gaza weiter verschlechtert. Staaten sind völkerrechtlich dazu verpflichtet, humanitäres Personal jederzeit zu schützen, damit dieses Zivilisten helfen kann. Die Regeln des humanitären Völkerrechts sind diesbezüglich eindeutig: Zivilisten, einschliesslich dem humanitären Personal, müssen jederzeit geschützt werden. Der stellvertretende Staatssekretär und die MENA-Chefin haben deshalb am 31.03.2025 im EDA der israelischen Botschafterin gegenüber ihre Besorgnis über die humanitäre Situation in Gaza ausgedrückt. Ausserdem haben sie die Erwartungen der Schweiz bezüglich des Schutzes von humanitärem Personal deutlich gemacht und eine Untersuchung des Todes der IKRK-Mitarbeitenden verlangt. Die MENA-Abteilung des Staatssekretariats EDA hat sich am 1. April 2025 auf X ebenfalls zum Vorfall geäussert.«

Das Massengrab: Der israelischen Armee wird auch vorgeworfen, die Leichen in einem Massengrab vergraben zu haben, ohne den Roten Halbmond darüber zu informieren. Nach Angaben des Militärs sei das Vergraben von Leichen eine gängige Praxis, um zu verhindern, dass wilde Hunde und andere Tiere die Leichen fressen. Laut der Armee wurde die UNO umgehend über das Grab informiert. Am nächsten Tag habe ein UNO-Team den Ort jedoch nicht finden können; die Armee sei da schon mit anderen Aufgaben befasst gewesen. Die UNO-Seite sei dann aufgefordert worden, einige Tage später zurückzukehren. Dem «Wall Street Journal» zufolge hatte das Team der Vereinten Nationen dagegen mehrere Tage vergeblich auf die Erlaubnis der israelischen Armee gewartet, nach den Getöteten zu suchen.

So geht es weiter: Der Rote Halbmond hat das Video zum Vorfall beim UNO-Sicherheitsrat eingereicht. Laut der israelischen Armee soll der Fall erneut untersucht und dem Generalstabschef Ejal Zamir vorgelegt werden.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Libanon halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Rendez-vous, 2.4.2025, 12:30 Uhr ; 

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