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Nahostkonflikt Trumps Idee vom Gazastreifen – so kommt der Plan in Nahost an

Gaza unter US-Kontrolle mitsamt einer Umsiedlung der Bevölkerung? Der Blick in die Region mit der Auslandredaktorin.

Die Ansage von Donald Trump: US-Präsident Donald Trump hat nach einem Treffen mit Israels Premier Benjamin Netanjahu angekündigt, dass er den Gaza-Streifen unter US-Kontrolle stellen und die dortigen Palästinenserinnen und Palästinenser umsiedeln will. Ganz neu sind diese Aussagen nicht, doch in dieser Deutlichkeit hat sich Trump bisher nicht verlauten lassen, dass er den Gazastreifen übernehmen will, wie SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner aus Jerusalem berichtet. Netanjahu habe die Idee an der Medienkonferenz zwar begrüsst, sei aber wohl von deren Radikalität selbst etwas überrascht worden.

Die Chancen der Idee: Falls Trump diese Idee ernst meine, so sei sie wohl kaum durchdacht, schätzt Brunner: Jordaniens König und Ägyptens Präsident haben bereits erklärt, dass sie für eine Umsiedlung von zwei Millionen Menschen in ihre Länder nicht Hand bieten. Selbst wenn die USA Jordanien und Ägypten reichlich bezahlen würden, um die Flüchtlinge aufzunehmen, so würden die meisten den Gazastreifen nicht freiwillig verlassen. Ganz abgesehen vom Signal, das Trump damit international aussenden würden, wäre es wohl zweifelhaft, ob ein solcher Schritt die Lage im Nahen Osten sicherer machen würde.

Die Reaktionen aus dem Gazastreifen: Die Ankündigung Trumps wird im Gazastreifen auf den Sozialen Medien vor allem als Anmassung empfunden. Zehntausende Vertriebene sind nach 15 Monaten Krieg weiterhin aus den Zeltlagern im Süden in Richtung Norden unterwegs. Dort wollen sie ihr Leben trotz grosser Zerstörung wieder aufbauen auf einem Land, das sie als ihr eigenes betrachten. Sie beteuern, dass sie ihr Land nie verlassen werden.

Die Reaktionen in Israel: Bei vielen in Israel weckt Präsident Trump Hoffnungen mit seinem Engagement für eine Lösung des jahrzehntealten Konflikts. Bei Gesprächen mit Überlebenden des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 im Kibbutz Be’eri am Rand des Gazastreifens herrsche übereinstimmend von links bis rechts die Meinung, dass Trump dafür der richtige Mann sein könnte. Aber auch in Netivot, einer Hochburg der ultra-orthodoxen Shas-Partei in Netanjahus Regierungskoalition, seien die grossen Hoffnungen in Trump unüberhörbar, so Brunner. In Jerusalem und anderen Städten liess eine Gruppe von israelischen Führungskräften aus den Bereichen Sicherheit, Wirtschaft und Diplomatie riesige Plakate aufhängen. Darauf geben sich Präsident Trump und der saudischen Kronprinz Mohammed Bin Salman die Hand. Als Ausdruck der Hoffnung, dass Trump die Normalisierung der israelisch-saudischen Beziehungen bewirken und gar den Nahen Osten verändern kann.

Demo in Tel Aviv.
Legende: Vor dem Treffen zwischen Trump und Netanjahu in Washington demonstrierten am Dienstag vor der US-Botschaft in Tel Aviv erneut viele für die Freilassung der noch verbliebenen Hamas-Geiseln. Aktuell ist von noch 79 bis 85 Geiseln die Rede. Keystone/AP/OHAD ZWIGENBERG

Mögliche Folgen für Waffenruhe und Geiseln: Während Trump in Washington seine queren Ideen ausbreitet, finden Verhandlungen über die zweite Phase der Waffenruhe im Gazastreifen statt. In dieser Phase müsste die Hamas alle rund 80 verbliebenen Geiseln freilassen, und die israelische Armee müsste sich aus dem Gazastreifen zurückziehen. Falls die Hamas und die israelische Regierung zum Schluss kämen, dass Trumps Idee die Weiterführung des Krieges bedeutet, wäre die zweite Phase der Waffenruhe wohl stark gefährdet, schätzt Brunner. Netanjahu will bis Samstag in Washington bleiben. Danach will das Sicherheitskabinett in Israel über die nächste Phase der Waffenruhe diskutieren.

SRF 4 News aktuell, 05.02.2025, 06:06 Uhr ; 

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