Über 200 Menschen sind nach einem Tsunami auf den indonesischen Inseln Sumatra und Java ums Leben gekommen. Geologe Flavio Anselmetti erklärt, warum gerade Indonesien immer wieder von Tsunamis heimgesucht wird und wieso es so schwierig ist, die Flutwellen vorherzusehen.
SRF News: Weshalb kommt es in Indonesien immer wieder zu Tsunamis?
Flavio Anselmetti: Indonesien liegt in einer Zone, in der zwei grosse Kontinentalplatten aufeinandertreffen. Dort gibt viele grosse Erdbeben und damit zusammenhängend vulkanische Aktivitäten. Die Gegend ist also prädestiniert für Tsunamis. Denn beides kann solche Tsunamiwellen auslösen.
Wie steht es um die Prognostizierbarkeit von solchen Tsunamis?
Bei Erdbeben ist das Problem, dass man sie praktisch nicht vorhersehen kann. Vulkane kann man hingegen beobachten. Man kann zum Beispiel sehen, dass ein Vulkan sich aufbläht und bald explodieren kann. Ob dann aber die Eruptionen zu einem Tsunami führen, ist sehr schwierig vorherzusagen.
Wie ist die hohe Zahl an Opfern zu erklären? Liegt der Grund einfach in der schieren Gewalt eines Tsunami oder waren die Vorkehrungen zu wenig gut?
Die Welle war einige Meter hoch. Das ist für die Menschen, die am Meeresufer wohnen, immer sehr gefährlich. Zudem kam die Welle in der Nacht – man sah sie also nicht kommen. Es wurde auch kein Erdbeben registriert und somit gab es keine Erdbebenwarnung. Zudem waren die Gezeiten sehr hoch, was die Gefahr noch einmal verstärkte.
Wie ist denn der Tsunami entstanden?
Der Stand der Dinge momentan ist, dass es 20 Minuten vor der Tsunami-Welle einen Vulkanausbruch gab. Wenn ein Vulkan ausbricht, kann es untermeerisch grosse Instabilitäten geben. Dort können Hänge herunterrutschen und so Wasser verdrängen. Der Vulkan selber kann aber auch explosiv ausbrechen. Es kann sich eine Glutwolke Richtung Meer ausbreiten, die dann auch Wasser verdrängt. Das sind alles Mechanismen, die eine Tsunami-Welle auslösen können.
Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.