Die Gesundheitsbehörden in Schweden und Finnland haben die Impfungen mit dem Moderna-Vakzin unterbrochen. Grund dafür sind Berichte über seltene Nebenwirkungen des Impfstoffs – konkret Herzmuskel- und Herzbeutel-Entzündungen. Was hat es damit auf sich? SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel ordnet ein.
Was zeigen Studien über die Nebenwirkungen an Herz und Gefässen durch Moderna-Impfungen? Es ist bekannt, dass es, wenn auch sehr selten, Herzmuskel- (Myokarditis) und Herzbeutel-Entzündungen (Perikarditis) nach Impfungen mit Moderna- und Pfizer-Impfstoffen gibt. Erste offizielle Meldungen von der Europäischen Arzneimittelagentur gab es schon im Juni. Im selben Monat gab es eine erste Fachinformation von Swissmedic an Ärzte, und im September ein Update dazu, verbunden mit Informationen über mögliche Anzeichen dieser Nebenwirkung.
Es gibt zur Häufigkeit eine aktuelle Studie zum Pfizer-Impfstoff mit Zahlen aus Israel zu Herzmuskel-Entzündungen. Demnach kam es bei 100'000 (mindestens einmal) geimpften Personen im Schnitt zu etwas mehr als zwei solcher Entzündungen, diese traten bei jungen Männern im Alter von 16 bis 29 Jahren am häufigsten auf (10 auf 100'000 mindestens einmal geimpfte Personen).
Die dänische Gesundheitsbehörde schreibt in ihrem Statement vom 6. Oktober, die Häufigkeit solcher Entzündungen sei nach einer Moderna-Impfung erhöht – im Vergleich zum Pfizer/Biontech-Impfstoff gemäss noch unveröffentlichter Daten aus vier nordischen Ländern. Deshalb empfehle man für 12- bis 17-Jährige bis auf Weiteres nur den Pfizer-Impfstoff. Die Daten sind aber noch nicht veröffentlicht. Schweden und Finnland gehen noch einen Schritt weiter und setzen die Impfungen mit Moderna für unter 30-Jährige vorerst aus.
Auch Blutgerinnsel werden als mögliche Nebenwirkung nach einer mRNA-Impfung diskutiert, allerdings sind es Einzelfälle, von denen bisher berichtet wird.
Gibt es solche Fälle wie in Schweden auch in der Schweiz? Bis am 21. September hat die Swissmedic 151 Verdachtsfälle von Myokarditis und Perikarditis registriert, wovon 124 auf den Moderna-Impfstoff entfielen. Es waren deutlich häufiger Männer betroffen, mit einem mittleren Alter von 38 Jahren. Wenn man in Betracht zieht, dass der Impfstoff von Moderna etwa doppelt so häufig wie der Impfstoff von Pfizer verimpft wurde, scheint die Häufigkeit dieser Nebenwirkung beim Moderna-Impfstoff höher zu sein. Am 15. Oktober 2021 kommt das nächste Update von der Swissmedic zu den Nebenwirkungen.
Wieso setzt die Schweiz die Moderna-Impfungen nicht aus? Dazu schreibt die Swissmedic, dass sie bei ausreichender Datenlage eine Anpassung der Zulassung anordnen kann, also zum Beispiel eine Einschränkung der Altersfreigabe. Dieser Punkt sei aber nicht erreicht, dabei würden auch Daten aus anderen Ländern berücksichtigt. Swissmedic prüfe zurzeit die Daten, die zum Entscheid in den skandinavischen Ländern geführt haben. Sollte die Datenlage zeigen, dass eine Aussetzung der Impfung für gewisse Altersgruppen sinnvoll ist, werde der Entscheid rasch gefällt.
Worauf muss ich als unter 30-jährige Person achten? Diese Nebenwirkungen treten, nach Angaben von Swissmedic, typischerweise innerhalb weniger Tage nach der Impfung auf, in der Regel spätestens nach 14 Tagen. Frisch geimpfte Personen sollten etwas genauer hinschauen und auf Symptome achten wie Herzklopfen (Palpitationen), Brustschmerzen oder Kurzatmigkeit. Bei Auftreten solcher Symptome sollte man ärztlichen Rat einholen und ausgeprägte körperliche Anstrengungen meiden, bis die Ursache der Symptome abgeklärt ist.