Die Schweizer Botschaft in Moskau kommt daher wie die Schweiz auf der Weltbühne. Ziemlich unauffällig. Sie liegt in einem zentralen Wohnquartier. An einer Kreuzung sieht man erstmal einen Vorgarten mit Kiefern. Links davon steht ein altes Moskauer Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit Stuckfassade. Rechts ein schlichter Bau, der mit seiner kühlen Modernität seltsam unrussisch aussieht.
Das weisse Kreuz auf rotem Grund im Vorgarten macht dann klar: Auf diesem Gelände ist die Schweiz zu Hause. Die Diplomaten arbeiten schon seit Herbst hier, die grosse Eröffnungsfeier steigt aber erst am Dienstag. Erwartet wird Bundesrat Ignazio Cassis.
Baukosten von mehr als 40 Millionen
«Ziel war, dass wir zusammenarbeiten können. Vorher waren wir zerstreut über die ganze Stadt. Jetzt sind alle Dienste der Botschaft am gleichen Ort», sagt Botschafter Yves Rossier.
Die alte Botschaft war nicht nur zu klein, sondern auch sanierungsbedürftig. Im neuen Botschaftskomplex arbeiten rund 80 Personen. Hier ist nicht nur die politische Abteilung untergebracht, also die Diplomaten, welche sich um die Beziehungen zu Russland kümmern.
Russland ist ein wichtiges Land und in allen wichtigen Ländern versucht der Bund, etwas Repräsentatives zu bauen.
Physische Präsenz nicht zu ersetzen
Auch Swiss Tourismus oder Pro Helvetia haben hier Büros. 42 Millionen Franken hat die neue Botschaft gekostet. Das ist viel Geld. Frage an Botschafter Rossier: Wozu braucht die Schweiz eine so starke physische Präsenz? «Russland ist ein wichtiges Land und in allen wichtigen Ländern versucht der Bund, etwas Repräsentatives zu bauen.»
Der wiedererlangte Grossmachtstatus Russlands also war mit ein Grund für die grosse Investition.
Aber dennoch, braucht es im Zeitalter der Digitalisierung noch Räume für Empfänge? Büros für Diplomaten? Botschafter Rossier sagt, dass die Digitalisierung zwar die Arbeit der Diplomaten verändere, eine Präsenz vor Ort aber nicht ersetzen könne.
«Wenn wir zum Beispiel Schweizer haben, die im Gefängnis sind, dann können wir das nicht über Skype lösen. Die physische Präsenz ist in solchen Fällen absolut wichtig, und so ist es fast in allen Bereichen.»
Schweiz: Kleines Land mit Sympathiepotenzial
Kontaktnetze aufbauen, Informationen sammeln, beobachten. Vor Ort sein ist nach wie vor unabdingbar, um ein Land zu verstehen. Die Schweiz ist in Russland wohlgelitten. Moskau schätzt, dass die Schweiz keine Sanktionen erlassen hat wegen der Krim-Annexion.
Botschafter Yves Rossier sagt es so: «Wir sind ein kleines Land. Russland ist eine Weltmacht und für Russland zählen die grossen Mächte. Die Schweiz ist aber nicht nichts. Wir haben ein gewisses Sympathiepotenzial.»
Dieses russische Wohlwollen hat etwa dazu geführt, dass die Schweiz von Moskau einen wichtigen Auftrag bekommen hat. Sie leistet gute diplomatische Dienste zwischen Russland und Georgien.
Die beiden Länder haben seit dem Kaukasus-Krieg von 2008 keine diplomatischen Beziehungen mehr. Wenn es trotzdem etwas zu besprechen gibt, läuft das über die Schweiz, genauer gesagt über die neue Schweizer Botschaft in Moskau.