Nachdem in China über viele Wochen kaum noch neue Covid-19-Ansteckungen gemeldet wurden, war es vergangene Woche auf einem Grossmarkt in der chinesischen Hauptstadt Peking zu einem neuen Ausbruch gekommen. Dutzende neue Ansteckungen wurden gemeldet.
Das schürt Ängste vor einer neuen Welle. Der Markt ist seit Samstag geschlossen. SRF-Nordostasien-Korrespondenten Martin Aldrovandi schätzt die Lage ein.
SRF News: Wie ist dieser erneute Covid-19-Ausbruch einzustufen?
Martin Aldrovandi: Er ist sehr ernst. Auch die Regierung kommuniziert das so. In den staatlichen Medien wird es zugegeben. Zudem, und das sorgt für Besorgnis, soll es ausserhalb von Peking zu weiteren Fällen gekommen sein.
Wohnsiedlungen rund um den Markt mussten in Lockdown gehen.
Fälle in anderen Provinzen in Nordchina sind auf diesen Ausbruch auf dem Markt zurückzuführen. Das heisst, es wird jetzt sehr genau beobachtet, wie es weitergeht. Denn einen grossen Ausbruch will hier niemand mehr.
Wie hat die Regierung auf diesen neuen Ausbruch reagiert?
Sie hat alle, die auf dem Markt waren, gebeten, zu Hause zu bleiben. Gleichzeitig sagte die Stadtregierung in Peking, das Risiko einer weiteren Verbreitung sei sehr hoch. Sie hat also eindringlich gewarnt. Wohnsiedlungen rund um den Markt mussten in Lockdown gehen. Die Behörden testen bereits seit Samstag grossflächig Personen, Arbeiter und andere, die dort waren.
In den letzten Monaten waren die Ansteckungszahlen aus China immer mit Vorsicht zu geniessen. Wie sieht es mit den aktuellen Zahlen aus?
Die Zahlen zuvor wurden von vielen Experten als zu niedrig eingestuft. Man ist immer davon ausgegangen, dass die Zahl der Todesopfer, aber auch die Zahl der Ansteckungen wahrscheinlich um ein Vielfaches höher ist. Im Vergleich: Allein Deutschland hat offiziell mehr Fälle als das viel grössere China. Dass die Behörden in Peking diese Fälle nun gemeldet haben, zeigt, dass man die Lage ernst nimmt. Aber man muss davon ausgehen, dass es mehr Fälle sind.
Das Gespräch führte Manuel Rothmund.