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Neue Guerillataktik Trotz Mossul-Rückeroberung: IS ist noch lange nicht geschlagen

Der Verlust Mossuls bedeutet für die Extremisten einen herben Schlag. Sie dürften künftig auf eine Guerillataktik setzen. Und von einem weiteren Konflikt profitieren.

Mit ihrer Niederlage in Mossul hat die Terrormiliz einen herben Rückschlag erlebt und ihre letzte grosse Hochburg im Irak verloren. Militärisch ist sie dort weitestgehend geschlagen. Zugleich wächst der Druck im Nachbarland Syrien, wo ein von Kurden angeführtes Bündnis bis in die nordsyrische IS-Bastion Al-Rakka vorgedrungen ist, die heimliche Hauptstadt des Kalifats.

Doch der IS ist noch nicht geschlagen...

Grund 1: Noch immer halten die Extremisten kleinere irakische Städte und Orte. Zudem rechnen Beobachter damit, dass die Dschihadisten untertauchen, um zum Beispiel aus den riesigen Wüstengebieten im Westen des Landes heraus in Guerillataktik zuzuschlagen. So überlebten die IS-Vorgänger schon einmal, als sie vor rund zehn Jahren am Ende des irakischen Bürgerkriegs geschlagen schienen.

Schon jetzt zeigen unzählige Selbstmordanschläge vor allem in Bagdad, aber auch anderenorts, welche Gefahr von den Extremisten ausgeht. Auch mit Attentaten ausserhalb des Iraks ist zu rechnen, etwa in Europa. Bereits in der Vergangenheit haben die Extremisten auf militärische Rückschläge immer wieder mit Terrorangriffen reagiert.

Grund 2: Besiegt ist der IS auch deshalb noch nicht, weil zentrale Konflikte im Irak, die ihm den Weg bereiteten, noch längst nicht gelöst sind. Vor allem die Spannungen zwischen den beiden grossen islamischen Konfessionen, den Schiiten und Sunniten, schwelen weiter.

Seit dem Sturz des Langzeitherrschers Saddam Hussein im Jahr 2003 kontrollieren die Schiiten nicht nur die Regierung, sondern auch die Ressourcen des ölreichen Landes. Über Jahre vernachlässigte die Führung in Bagdad mehrheitlich sunnitischen Gebiete. Proteste liess die Regierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki niederschlagen und trieb so viele Iraker in die Arme der Extremisten.

Bis heute hat sich an diese Haltung der Zentralregierung nicht grundlegend geändert. Vielmehr droht die nächste Eskalation. Im Zuge der Offensive auf Mossul sind auch Schiitenmilizen bis weit ins sunnitsche Kernland vorgerückt. Mit ihren Kontrollposten beherrschen sie das Umland Mossuls und auch Teile der Grenze zu Syrien. Die vor allem vom Iran finanzierten Gruppen stehen zwar offiziell unter dem Kommando von Ministerpräsident Haidar al-Abadi, führen aber ihre Eigenleben. Vor allem verfolgen sie ihre eigene politische Agenda.

Eine dauerhafte Präsenz der Schiitenmilizen im Nordirak dürften die Sunniten kaum akzeptieren. Ihnen schwebt eine ganze andere Zukunft vor Augen: ein selbst verwaltetes Gebiet mit grösstmöglicher Autonomie – doch davon will die Regierung in Bagdad nichts wissen.

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