Alexander Boris de Pfeffel Johnson ist geistreich, gebildet, spitzbübisch-charmant, unzuverlässig, unberechenbar und oft unvorbereitet. Er sucht die Anerkennung und Zuneigung seines Publikums um nahezu jeden Preis. Der 55-jährige Journalist und Politiker ist auf seine stockende, oft zerstreut wirkende, unnachahmliche Art wortgewandt.
Politiker benutzten komplizierte Wörter und Ideen, um Schwächen in ihrer Argumentation zuzukleistern, sagt Johnson. Was wie eine nüchterne Kritik klang, trifft auf niemanden so sehr zu wie auf ihn selbst. Einer seiner schärfsten Kritiker, der ehemalige konservative Abgeordnete und Kolumnist Matthew Parris, sagte einmal von Johnson, er strebe Ämter und Würden um ihrer selbst willen an, aber sobald er am Ziel sei, wisse er nicht, was er damit anfangen solle.
Boris Johnson: Bilderbuchkarriere mit Stolperern
Johnson behauptet von sich, er habe die Fähigkeit, das Land aus dem gegenwärtigen Chaos zu führen, den Brexit bis zum 31. Oktober zu vollstrecken und anschliessend das Land zu einigen, so wie er London geeinigt habe. Optimismus und Frohsinn waren schon immer die Markenzeichen des Politikers Johnson. Sein Geheimrezept: Er bringt die Leute zum Lachen.
Wahrheit bleibt nicht selten auf der Strecke
Dabei bleibt, auf der Suche nach einer Pointe, nicht selten die Wahrheit auf der Strecke. Letzte Woche beschuldigte er die EU theatralisch, den Versand von geräucherten Heringen von der Insel Man nach England willkürlich zu behindern. Bis sich herausstellte, dass die entsprechenden Vorschriften nicht aus Brüsseler Amtsstuben kamen sondern die britische Handschrift trugen.
Ähnlich beim Brexit: Die Problematik der irischen Grenze solle erst nach dem Austritt, während der Übergangsperiode angegangen werden. Doch ohne ein Scheidungsabkommen, das die Unsichtbarkeit der irischen Grenze gewährleistet, gibt es keine Übergangsperiode. Wenn man Boris Johnson beim Wort nimmt, steuert er direkt in einen politischen Orkan: Er verspricht eine Einigung mit der EU, hat aber keinen gangbaren Weg anzubieten.
Der Brexit à la Boris Johnson
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Boris Johnson hatte angekündigt, das Vereinigte Königreich am 31. Oktober aus der EU zu führen – «komme, was wolle» – falls vorherige Neuverhandlungen für ein neues Abkommen nicht erfolgreich wären.
Er hatte erklärt, bei Neuverhandlungen den sogenannten Backstop – die Garantie für eine offene Grenze zwischen Irland und Nordirland – aus dem Abkommen streichen lassen zu wollen.
Johnson selbst sieht die Chancen, dass es zu einem No-Deal-Brexit komme, bei eins zu einer Million.
Andernfalls gelobt er, am 31. Oktober auch ohne Einigung auszutreten. No Deal. Das Unterhaus hat die Absicht, dies zu verhindern. Aber: Niemand nimmt Boris wirklich beim Wort. Nicht nur, weil er mehrmals beim Lügen ertappt wurde, nicht nur, weil er seine Ehefrauen seriell betrogen hat, nein, Boris wird tun, was Boris nützt. Er kann Kehrtwendungen, die andere Leute den Kragen kosten, mit einem Scherz und einem schelmischen Grinsen verkaufen. Jedenfalls bisher.
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