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Ausländer dürfen in Neuseeland keine Häuser mehr kaufen
Aus SRF 4 News aktuell vom 17.08.2018.
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Neues Gesetz aus Wellington «Wohnraum ist in Neuseeland kaum bezahlbar»

Ausländer dürfen im Pazifikstaat keine Häuser mehr kaufen. SRF-Mitarbeiter Wälterlin erklärt die Gründe für die Massnahme.

Wegen Wohnungsknappheit zieht die neuseeländische Regierung die Reissleine: Sie schränkt Immobilienkäufe für Ausländer massiv ein. Wie dieser Schritt ins Programm der liberalen Regierung passt, erklärt SRF-Mitarbeiter Urs Wälterlin.

Urs Wälterlin

Mitarbeiter Australien/Ozeanien

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Der gebürtige Prattler Urs Wälterlin lebt seit 1992 in der Nähe der australischen Hauptstadt Canberra. Er berichtet für SRF über Australien, Neuseeland und Ozeanien.

SRF News: In Neuseeland verbietet ein neues Gesetz Ausländern Häuser zu kaufen. Warum macht Neuseeland so etwas?

Urs Wälterlin: Weil es schlicht zu wenig Wohnraum hat und zu viel davon von Ausländern gekauft wird. Das ist wirklich der einzige Grund. Das hat nichts mit Rassismus zu tun, wie gelegentlich behauptet wird, Wohnraum ist für einen Normalverdiener schlicht kaum noch bezahlbar. Neuseeland ist das teuerste Immobilien-Pflaster der Welt. Die Preise in der grössten Stadt, in Auckland, sind in den letzten vier Jahren um 75 Prozent gestiegen.

Warum kommen denn so viele Ausländer nach Neuseeland und kaufen sich dort Häuser?

Es sind natürlich unterschiedliche Gründe. Wenn wir mal generalisieren wollen, kann man sagen, dass reiche Amerikaner kommen, weil sie am Ende der Welt eine Rückzugszone vor dem bevorstehenden Weltuntergang suchen, vor dem sie sich fürchten.

Diese Leute kaufen möglichst isoliert gelegene Farmen. Australier dagegen kommen, weil sie es als Nachbarn dank bilateraler Abkommen problemlos können. Viele Asiaten kaufen Häuser in erster Linie, weil Neuseeland attraktive Renditen bietet. Nicht zuletzt kaufen die Ausländer natürlich auch wegen der Knappheit. Ganz besonders engagiert sind hier die Chinesen. Im Vergleich zu einer Wohnung in Shanghai ist eine Immobilie in Neuseeland immer noch günstig. Es sind also primär die Spekulanten, die Wellington hier im Fadenkreuz hat.

Stellen Sie sich die Szene einer Versteigerung eines Einfamilienhauses in einem Vorort von Auckland vor. Der normal verdienende Supermarkt-Manager mit drei Kindern hat schlicht keine Chance gegen einen reichen Geschäftsmann aus Peking, der die Rechnung gleich mit seiner schwarzen Kreditkarte bezahlt.

Jetzt kommt das Verbot Häuser an Ausländer zu verkaufen. Wie passt das zur sonst liberalen Politik der Premierministerin Jacinda Ardern?

Wenn immer mehr ihrer Bürger im Auto, in einer Garage oder sogar unter der Brücke leben, dann muss natürlich auch die liberalste Politikerin etwas unternehmen. Ardern hat diese Massnahme übrigens schon vor den Wahlen vor einem Jahr in Aussicht gestellt. Tatsache ist, dass heute nur noch ein Viertel aller Neuseeländer Wohneigentum besitzen. Anfang der 90er-Jahre waren es noch die Hälfte.

Neuseeland will die Kontrolle zurück. Darum geht es nach Jahren einer Politik der offenen Tür und des offenen Portemonnaies natürlich – der Staat hat unter der konservativen Vorgängerregierung von Premierminister John Key auch dabei verdient. Key habe das Land buchstäblich verscherbelt, sagen seine Kritiker heute. Allein 2016 kauften Ausländer 3,2 Prozent des Farmland.

Die Regierung hofft, dass es mit diesem Verbot für den neuseeländischen Mittelstand, für Familien wieder mehr Wohnraum gibt. Aber löst dieses Verbot das Problem wirklich? Die Familien werden kaum in Millionärs-Villen einziehen.

Ja, das stimmt. Die Regierung erhofft sich sicher mal eine Abkühlung des Marktes und eine Erweiterung des Angebots an Wohnungen. Man möchte auch Bautätigkeit ankurbeln. Was man aber noch sagen muss: Den Ausländern ist es nach wie vor erlaubt Wohnungen in Neubauten zu kaufen. Und vielleicht wird sich das Interesse tatsächlich dahin bewegen. Das wird allerdings von Fachleuten bezweifelt: reiche Asiaten hätten wenig Interesse an Wohnungen, die sie dann an normal verdienende oder gar nicht gut verdienende Arme vermieten können. Das bringe schlicht zu wenig Gewinn.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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