Moskau in der Woche vor dem Start der WM: Die Stadt versinkt im üblichen Verkehrschaos. Das bevorstehende Fussballfest macht sich erst langsam bemerkbar. Die Brücken über den Fluss Moskva sind beflaggt, vor dem Hauptgebäude der Universität wird eine Fanzone aufgebaut.
Gleich beim Kreml soll eine kleine Ausstellung auf die WM vorbereiten. Hier werden Skulpturen präsentiert, für jede Austragungsstadt eine.
Begeisterung und Skepsis
Ein paar Passanten machen Photos, darunter Oleg. Der eingefleischte Fussballfan ist in einem Trainingsanzug der Nationalmannschaft unterwegs. «Russland wird die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten organisieren. Die Welt wird staunen. Kommt ruhig alle her!», sagt er.
Nicht alle Moskauer sind vom bevorstehenden Turnier so begeistert wie er. «Ich interessiere mich nicht für Fussball. Es wäre vielleicht was anderes, wenn unsere Mannschaft etwas besser spielen würde», sagt etwa Xenia, eine junge Frau, die mit ihrer Freundin vor dem riesigen Schriftzug «Rossija 2018» Selfies macht.
Russland ist bereit für die WM.
Umgerechnet rund elf Milliarden Franken hat die russische Regierung für die WM budgetiert. Zwölf Stadien wurden neu gebaut oder komplett saniert; zahlreiche Flughäfen, Strassen und Hotels errichtet.
Die Infrastruktur stehe, erklärte Präsident Putin bereits vor ein paar Wochen. «Russland ist bereit für die WM. Wir haben sehr viel geleistet, jetzt bleibt noch die Feineinstellung.»
An zehn verschiedenen Orten werden Spiele stattfinden. Russland zeigt seine Grösse: vom westlichsten Spielort Kaliningrad an der polnischen Grenze bis nach Jekaterinburg sind es 3000 Kilometer.
WM soll Russen-Image aufpolieren
Die WM ist für den Kreml ein Prestige-Projekt. Russlands Image hat in den letzten Jahren gelitten: Krim-Annexion, Krieg in der Ukraine, Repression gegen Putin-Gegner im Innern. Die Fussball-WM soll all das vergessen machen.
Die Welt soll ein andere Bild von Russland bekommen – und auch das Heimpublikum wird auf den Grossanlass eingeschworen. Dazu hat das russische Staatsfernsehen zahlreiche Werbeclips produziert. «Fussball ist mehr als ein Spiel», heisst es in einem von ihnen.
Wie recht der Sprecher doch hat.