Es geschah im Juli 1995. Einheiten unter der Führung von General Ratko Mladic überrannten die UNO-Schutzzone Srebrenica. Schlecht ausgerüstete niederländische UNO-Soldaten leisteten so gut wie keinen Widerstand und überliessen alle Beobachtungsposten und Sperren widerstandslos den bosnischen Serben.
Männer und Knaben wurden von ihren Familien getrennt und in Massenhinrichtungen umgebracht. Am Ende waren 8000 Menschen tot. Vom UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag wurde die Gräueltat später es als Völkermord eingestuft.
Nicht für alle Opfer mitverantwortlich
Ein Zivilgericht in den Niederlanden hat nun ein Aufsehen erregendes Urteil gefällt. Es ist zum Schluss gekommen: Der niederländische Staat ist für die Deportation und damit den Tod von rund 300 Opfern mitverantwortlich. Die niederländischen Blauhelme hätten an der fraglichen Deportation mitgewirkt, obwohl sie bereits vom drohenden Völkermord gewusst hätten.
Es ist das erste Mal, dass ein Gericht einem Heimatstaat einer UNO-Truppe für Kriegsverbrechen mitverantwortlich macht und den Opfern Schadenersatz zuspricht. Boudewijn Kok, ein ehemaliger Blauhelm, der miterlebte wie die Serben die Uno-Enklave Srebrenica stürmten, ist entsetzt: «Am Ende wird man uns auch noch alle 8000 Toten in die Schuhe schieben», sagt er bitter und zornig.
Allerdings gab das Gericht der Klage der Angehörigen der Opfer, der «Mütter von Srebrenica», nur teilweise Recht. Für den Fall der damaligen UNO-Schutzzone und damit den Tod aller 8000 Menschen könnten die Niederlande nicht verantwortlich gemacht werden. Die Angehörigen der Opfer wollen das Urteil daher weiter ziehen.
Bisher sieben Urteile
Bereits im September 2013 hatte das höchste niederländische Gericht den Staat haftbar für den Tod von drei Männern erklärt. Frühere Klagen der Angehörigen gegen die UNO waren allerdings gescheitert.
Das UNO-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien in Den Haag klagte bisher 19 Personen an. Sieben wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Prozesse gegen Ratko Mladic und den ehemaligen Serbenführer Radovan Karadzic laufen noch.