- Der Nobelpreis für Medizin geht an die drei US-Amerikaner Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young.
- Das Kommitee ehrt sie mit dem Preis für Ihre Verdienste in der Erforschung von Funktion und Kontrolle der inneren Uhr.
«Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young waren in der Lage, einen Blick ins Innere unserer biologischen Uhr zu werfen und ihre Funktionsweise zu beleuchten», heisst es von der Nobeljury in Stockholm.
«Ihre Entdeckungen erklären, wie Pflanzen, Tiere und Menschen ihren biologischen Rhythmus so anpassen, dass er mit dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erde übereinstimmt.» Das teilt das Karolinska-Institut in Stockholm mit. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit umgerechnet gut einer Million Schweizer Franken dotiert.
Jede Zelle hat ihre eigene kleine innere Uhr
«Unsere innere biologische Uhr ist fundamental, weil sie in fast jeder Zelle vorhanden ist», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. «Dank ihr haben sich Pflanzen, Tiere und der Mensch perfekt an die Rotation unseres Planeten angepasst».
Die innere Uhr hilft uns, mit dem extremen Wechsel zwischen Tag und Nacht zurecht zu kommen. Die Liste, was in unserem Körper alles von dieser Uhr gesteuert wird, ist lang. Sie regelt unseren Schlafrhythmus, unseren Hunger, den Hormonpegel, die Körpertemperatur und unseren Stoffwechsel.
Wie ungemütlich es für unseren Körper ist, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander gebracht wird, weiss jeder, der schon einmal einen Jetlag erlebt hat.
Die Zelle weiss, wie viel Uhr ist
Jeffrey C. Hall (72), Michael Rosbash (73) und Michael W. Young (68) haben diese Uhr auseinandergenommen und ihren Mechanismus aufgeklärt. 1984 isolierten sie bei Fruchtfliegen ein Gen, das den biologischen Rhythmus kontrolliert. Die drei Forscher fanden heraus, dass verschiedene Eiweisse an diesem Mechanismus beteiligt sind. Besonders eines von ihnen (PER), prägt unseren Tag-Nacht-Rhythmus.
Dieses Eiweiss sammelt sich im Laufe der Nacht in der Zelle an. Am Tag erreicht es einen Peak, der der Zelle signalisiert, die Produktion zu drosseln. Das Eiweiss baut sich wieder ab – ungefähr in einem 24-Stunden-Rhythmus
«Wie viel von dem Eiweiss vorhanden ist, zeigt also der Zelle die Uhrzeit an», erläutert SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. «Es ist eine permanente Feedback-Schleife».
Zusammenhang mit diversen Krankheiten
«Die drei Nobelpreisträger haben mit ihren Erkenntnissen den Grundstein für den Durchbruch der Chrono-Biologie begründet», sagt Häusler. Ihre Auszeichnung zeige die Bedeutung, die dieses Forschungsfeld für unsere Gesundheit spiele – und für Krankheiten.
«Die Chrono-Biologie hat in den letzten zehn Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Zum Beispiel wurden Demenz oder psychische Krankheiten wie Depression mit einer Störung der inneren Uhr in Verbindung gebracht», so Thomas Häusler.
Auch unser Lebensstil, der heute oft chronisch nicht im der inneren Uhr übereinstimmt, könne viele Krankheiten fördern. Die nun ausgezeichnete Forschung berge grosses Potential, künftig die Lebensqualität Betroffener verbessern zu können, sagt Schlafexperte Christian Cajochen, Schlafexperte der Psychiatrischen Uni-Kliniken Basel.