Die verschärften internationalen Wirtschaftssanktionen sind laut Experten ein wichtiger Grund, der Nordkorea zurück an den Verhandlungstisch gebracht hat. Und doch: Bilder aus Nordkorea zeigen Cafés, Vergnügungsparks und Pizzerien. Wie passt dies mit den Wirtschaftssanktionen zusammen?
Die vermeintlichen Widersprüche sind keine, sagt Nam Sung-wook, Professor an der Korea University und ehemaliger Analyst des südkoreanischen Geheimdienstes. Denn Nordkorea bestehe nicht aus einer Volkswirtschaft, sondern aus gleich mehreren Wirtschaften.
Vier Kategorien der Wirtschaft
Nam Sung-wook unterscheidet vier Kategorien: «Die erste ist die staatliche Wirtschaft, die zweite ist die Wirtschaft des Militärs, dann die Wirtschaft von Kim Jong-uns Hofstaat und schliesslich gibt es noch die Wirtschaft der gewöhnlichen Bevölkerung.» Sprich die Schattenwirtschaft, die im offiziell sozialistischen Nordkorea in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist.
Das sind halb legale Märkte, auf denen die Bevölkerung Geld gegen Waren tauscht und die von der Regierung geduldet werden. Die gewöhnlichen Bürger, aber auch Soldaten und Behörden, hängen von dieser Schattenwirtschaft ab. Dazu gehört auch, dass sich Soldaten und Behörden von der Bevölkerung bestechen lassen.
Die internationalen Sanktionen würden vor allem der Schattenwirtschaft schaden, sagt Nam. Sie werde besonders getroffen. Seit Nordkoreas wichtigster Handelspartner China die Sanktionen strenger umsetzt, gelangen auch weniger Güter illegal über die Grenze ins Land.
Schattenwirtschaft kaum wahrgenommen
Nur würden diese Schwierigkeiten von aussen kaum wahrgenommen. Denn in Nordkorea gibt es nicht nur verschiedene Wirtschaften, sondern auch verschiedene Lebenswirklichkeiten. «Es gibt zwei Versionen von Nordkorea», sagt Nam. Die eine sei die Hauptstadt Pjöngjang, die zweite ist der Rest des Landes.
Pjöngjang dient als Schaufenster gegen aussen, das sich die Regierung finanziell leisten kann.
«In Pjöngjang lebt nur ein Zehntel der Bevölkerung, die Stadt dient als Schaufenster gegen aussen, das sich die Regierung finanziell leisten kann.» Die Pizzerien, Cafés und Vergnügungsparks werden also nicht so schnell verschwinden. Das Bild einer prosperierenden Hauptstadt werde Nordkoreas Regierung trotz Sanktionen aufrechterhalten.