SRF News: Warum schickt Barack Obama Berater und nicht Bodentruppen in den Irak?
Roland Popp: Der amerikanische Präsident steht unter enormen politischen Druck. Die Republikaner fordern den Einsatz von Bodentruppen und werfen Obama militärische Schwäche vor.
Obama weiss allerdings, dass dieser Einsatz von der Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung nicht mitgetragen würde. Aber: Sein Entscheid für die Entsendung von zusätzlichen Beratern fällt auch in eine Grauzone.
Warum?
Die Berater sind in der Regel nicht nur in einer Kaserne stationiert und erteilen dort Instruktionen auf dem Reissbrett. Ihr Einsatz ist auch gefährlich, gerade dann, wenn sie die ausgebildeten Soldaten bis zur Front begleiten.
Ist die Entsendung von Beratern nicht auch ein Zeichen von Angst?
Nein, das glaube ich nicht. Vergessen wir nicht: Im Irak sind bereits amerikanische Spezialtruppen stationiert, die auch am Boden operieren und erst kürzlich einen hohen IS-Funktionär getötet haben. Obama ist zudem ein Meister des realistischen Kalküls. Er glaubt, dass Kriege an der Peripherie fast nie zu gewinnen sind. Was Obama jetzt gewählt hat, das ist ein austarierter Mittelweg.
Die Berater schulen nun die irakischen Soldaten. Besteht da die Gefahr, dass sich die bestens ausgebildeten Soldaten später gegen die amerikanischen Truppen wenden? Ähnliches geschah ja auch in Afghanistan in den 1970er-Jahren.
Also, hier handelt es sich um eine reguläre Armee. Die kann man nicht mit den paramilitärischen Strukturen der Mudschaheddin damals in Afghanistan vergleichen. Eine Gegenreaktion wie damals ist eher nicht zu erwarten.
Wie schätzen Sie die Chancen der Amerikaner ein?
Mit der zusätzlichen Entsendung von 500 Beratern entsteht eine weitere Dynamik. Der sogenannte Islamische Staat wird mittelfristig stärker unter Druck geraten, aber mit schnellen Erfolgen ist wohl kaum zu rechnen.