Auf dem Pariser Marsfeld unweit des Eiffelturms findet diesen Sommer das olympische Beachvolleyball-Turnier statt – seit März ist die Anlage im Bau. Die Tribünen stehen, der Park ist von Absperrungen umgeben.
Die Stadt hat mir geschrieben, der Pachtvertrag werde auf April dieses Jahres aufgelöst. Ich war schockiert.
Inmitten der Absperrungen ist das im Quartier beliebte Marionettentheater von Julien Sommer. Anfang dieses Jahres bekam Sommer von der Stadt Paris aber die Kündigung – wegen der olympischen Spiele: «Die Stadt hat mir geschrieben, der Pachtvertrag werde auf April dieses Jahres aufgelöst. Ich war schockiert.» Sommer suchte das Gespräch und startete online eine Petition für sein Theater.
Macron persönlich greift ein
«Dank der Unterstützung des Publikums und der Unterhaltungsbranche hat sich die Stadt schliesslich erbarmt und mir erlaubt, bis Ende Mai Aufführungen zu machen», sagt Sommer weiter. Ausserdem habe die Stadt versprochen, den Vertrag ab Herbst weiterlaufen zu lassen. Julien Sommer ist erleichtert, muss aber vier Monate ohne Einkommen auskommen.
Auch bei den Bouquinisten entlang der Seine wurden drastische Massnahmen getroffen: Hunderte der Bücherkisten sollten abgebaut werden wegen der Eröffnungszeremonie entlang der Seine. Die Entrüstung war gross. Emmanuel Macron persönlich war es, der den Entscheid der Präfektur schliesslich rückgängig machte. «Wir haben die sieben schlaflosen Monate der Anspannung und Sorgen nicht vergessen», sagt Jérôme Callais, Präsident der Bouquinisten-Vereinigung. Es sei kein konstruktiver Dialog möglich gewesen mit der Stadt. Aber nun sei man froh, dass die Bücherkisten bleiben dürfen.
Obdachlose müssen fernbleiben
Nicht bleiben dürfen Hunderte von Obdachlosen im Stadtzentrum. Sie werden von den Behörden weggeschickt. Nichtregierungsorganisationen prangern das Vorgehen an. «Sie sehen hier unter der Brücke Zäune und grosse Steine, die installiert wurden, damit die Menschen nicht unter die Brücke zurückkehren. Gleichzeitig sind die Notschlafstellen in Paris voll», sagt Antoine de Clerck, von der Vereinigung «Die Kehrseite der Medaille».
Die zuständige Behörde wehrt sich gegen den Vorwurf einer asozialen Räumungsaktion: «Wir werden für die Olympischen Spiele Sicherheitszonen einrichten, in die man nur mit Tickets hereinkommt,» sagt Präfekt Christophe Noël dü Payrat. Die Obdachlosen könne man nicht in diesen Sektoren lassen, das sei eine Frage der Würde, aber auch der Sicherheit.
Gigantisches Vorhaben wird sicht- und spürbar
Den Betroffenen wird eine Unterkunft in einer Notschlafstelle in anderen Städten Frankreichs angeboten, wie in Orléans, Angers oder Nizza. Viele möchten Paris aber nicht verlassen: «Wir haben wenige Personen, die bereit sind, in die Provinz zu gehen, aber gar diese kommen oftmals nach ein paar Wochen zurück nach Paris,» sagt Clerck.
Je näher die olympischen Spiele rücken, desto stärker sind die Einschränkungen sicht- und spürbar. Und es zeigt sich immer mehr, was für ein gigantisches Vorhaben die Organisation der olympischen Spiele inmitten der Stadt Paris ist.