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Legende: Mit der Offensive auf die grenznahe Region werde ein «Terrorkorridor» schrittweise zerstört, kündigte Erdogan an. SRF

«Operation Olivenzweig» Konflikt zwischen Ankara und Kurden eskaliert

  • Nach dem Start der Offensive Ankaras ist die Türkei offenbar selber unter Beschuss geraten. Mehrere Raketen seien eingeschlagen, melden Behörden.
  • Zuvor hatte die Türkei einen gross angelegten Angriff gegen kurdische Truppen in der Region Afrin im Nordwesten Syriens begonnen.
  • Diese «Operation Olivenzweig» zielt laut türkischen Angaben auf die kurdischen Kämpfer der YPG sowie auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
  • Nach Angaben der Kurden-Miliz YPG wurden mindestens neun Menschen getötet, darunter sechs Zivilisten. 13 weitere Zivilisten seinen verletzt worden.

Die eigene Offensive solle die Bewohner der nordsyrischen Grenzregion von der «Unterdrückung durch Terroristen» befreien, erklärte der türkische Generalstab. Die Türkei mache dabei von ihrem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch.

Über 100 Stellungen bombardiert

Kampfflugzeuge bombardierten übereinstimmenden Berichten zufolge Stellungen der YPG. Der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge drangen protürkische Rebellen auf kurdisches Gebiet vor. Dafür gab es zunächst aber keine Bestätigung.

Türkei meldet Raketenbeschuss

Nach dem Beginn der türkischen Militäroffensive gegen kurdische Milizen im Nordwesten Syriens sind drei Raketen aus Syrien in Richtung der türkischen Grenzprovinz Kilis in Südostanatolien abgefeuert worden. Das berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag.
Die Geschosse hätten in den frühen Morgenstunden mehrere Wohngebiete getroffen, sagte Gouverneur Mehmet Tekinarslan der Agentur. Dabei sei eine Person leicht verletzt worden. Mehrere Gebäude seien beschädigt worden, berichtete Anadolu unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Seit Beginn der türkischen Luftangriffe seien 108 von 113 Stellungen der YPG getroffen worden, meldete Anadolu. Dabei habe es auch Tote und Verletzte gegeben, die laut Anadolu alle der YPG angehörten. Die kurdische Nachrichtenagentur Firat hingegen berichtete, zehn Zivilisten seien verletzt worden, einige davon schwer.

Die Afrin-Operation hat de facto im Feld begonnen.
Autor: Recep Tayyip Erdogan am Samstag

Präsident Erdogan hat wiederholt erklärt, er werde die kurdischen Milizen in Afrin zerschlagen, durch die er die Sicherheit der Türkei bedroht sieht. Er betrachtet die YPG-Miliz als Schwesterorganisationen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei seit Jahrzehnten für mehr Autonomie der Kurden kämpft.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach am Samstag vom «faktischen» Beginn der Militäroperation. Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, die «heldenhaften Streitkräfte» hätten mit der Luftoffensive begonnen.

Rauch über der Region Afrin
Legende: Mit der Offensive auf die grenznahe Region werde ein «Terrorkorridor» schrittweise zerstört, kündigte Erdogan an. Reuters

Erdogan zufolge soll nach der Afrin-Offensive ein Angriff auf die Region um die Stadt Manbidsch folgen. Diese wird ebenfalls von einem Bündnis unter Führung der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG kontrolliert.

«Wir können Luftschläge in Afrin hören»

Die zum syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in Opposition stehende syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von Luftangriffen von mindestens zehn türkischen Kampfflugzeugen in Afrin am Samstag.

«Wir können Luftschläge in der Stadt Afrin hören», sagte Haivi Mustapha vom örtlichen kurdischen Exekutivrat der Nachrichtenagentur dpa. Es gebe Verletzte.

Abstimmung zwischen Türkei und Russland

Es war zunächst unklar, ob türkische Truppen die Grenze nach Syrien überschritten hatten. Dies könnte zu einer direkten Konfrontation mit russischen Truppen führen, die im Norden Syriens stationiert sind. Die Kurden kooperierten in der Vergangenheit auch mit Moskau.

Artilleriefeuer
Legende: Bereits am Freitag feuerte die türkische Artillerie in Richtung der kurdisch kontrollierten Stadt Afrin. Keystone

Russland zog seine Truppen aus der Region um die Stadt Afrin ab. Man habe sich zu dem Schritt entschlossen, um die Sicherheit der russischen Soldaten zu gewährleisten, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau der Agentur Tass zufolge mit. «Wir beobachten die Entwicklung dieser Situation sehr genau», teilte das russische Aussenministerium mit. Man fordere alle Seiten zur Zurückhaltung auf.

Schon am Donnerstag soll es allerdings Gespräche zwischen türkischen und russischen Vertretern gegeben haben, um eine mögliche Offensive zu «koordinieren». Die USA hatten hingegen vor einer türkischen Militäraktion in Afrin gewarnt und die Türkei aufgerufen, «keinerlei Massnahmen dieser Art zu ergreifen».

Belastung für Friedensgespräche

Die Eskalation könnte auch die Stimmung für die anstehenden syrischen Friedensgespräche im russischen Sotschi trüben. Dort sind auch die Türkei und Russland als Schutzmächte der Rebellen auf der einen und der syrischen Regierung auf der anderen Seite vertreten.

Bereits 2016 marschierte die Türkei an der Seite von protürkischen Rebellen in den Norden Syriens ein. Damals war das Ziel offiziell die Vertreibung von Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von der eigenen Grenze. Die Aktion traf jedoch auch kurdische Einheiten.

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