- Bei der Offensive gegen kurdische Verbände in Nordwestsyrien sind am Samstag sieben türkische Soldaten getötet worden.
- Türkische Sicherheitskräfte werden unterdessen beschuldigt, an der syrischen Grenze auf Flüchtlinge zu schiessen.
- Gegen das militärische Vorgehen Ankaras demonstrierten gestern mehrere Tausend Menschen in verschiedenen europäischen Städten – unter anderem auch in Basel.
Beim türkischen Vormarsch gegen die kurdische Miliz YPG in Nordwestsyrien sind sieben türkische Soldaten getötet worden. Fünf von ihnen seien am Samstag bei einem Angriff der YPG auf einen türkischen Panzer in der Region Afrin ums Leben gekommen, berichtete die kurdische Nachrichtenseite Rudaw unter Berufung auf das türkische Militär.
Höchste Opferzahl auf türkischer Seite
Zwei weitere Soldaten seien zuvor bei Zusammenstössen mit kurdischen Kämpfern in Afrin und auf der türkischen Seite der Grenze getötet worden. Es handelt sich demnach um die bisher höchste Zahl türkischer Todesopfer in dem Konflikt an einem einzigen Tag.
Die türkische Armee geht seit rund zwei Wochen in Nordsyrien gegen die Kurdenmiliz YPG vor, die grosse Gebiete entlang der syrisch-türkischen Grenze kontrolliert. Die Türkei bezeichnet die YPG als «Terroristen» und sieht sie als verlängerten PKK-Arm an.
Neue Vorwürfe gegen türkische Armee
Nach Angaben von Menschenrechtlern schiessen türkische Sicherheitskräfte an der syrischen Grenze willkürlich auf Flüchtlinge, die in der Türkei Asyl suchen wollen. «Syrer, die auf der Suche nach Sicherheit und Asyl zur türkischen Grenze fliehen, werden mit Kugeln und Beschimpfungen zur Umkehr gezwungen», kritisierte die stellvertretende Direktorin von Human Rights Watch (HRW) im Nahen Osten, Lama Fakih.
Immer mehr Syrer seien vor den heftigen Kämpfen in der Provinz Idlib auf der Flucht. Allein zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar hätten nach UNO-Angaben knapp 250'000 weitere Menschen Zuflucht im Grenzgebiet gesucht.
Ankara weist Kritik zurück
Der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sagte auf die Vorwürfe angesprochen, die türkischen Soldaten beschützten die Flüchtlinge. Ausserdem verfolge die Türkei seit Beginn des Konflikts in Syrien 2011 eine «Politik der offenen Tür». «Wir fragen niemals, ob jemand Kurde, Araber, Muslim oder Christ ist, ob er aus dieser oder jener Region stammt», sagte der Sprecher.
Die Türkei hat rund 3,5 Millionen Syrer aufgenommen, mehr als jedes andere Land. Ein ranghoher Regierungsvertreter sagte später, es habe absolut keinen einzigen Fall gegeben, wo an der Grenze auf Zivilisten geschossen worden sei.
Proteste in Basel und anderen Städten
Gegen die türkische Offensive in Syrien haben in zahlreichen europäischen Städten am Samstag Kundgebungen stattgefunden.
Eine bewilligte Kundgebung in Basel mit deutlich über tausend Teilnehmenden verlief gemäss Polizei geordnet. Die Demonstranten zogen mit wehenden bunten Fahnen, lauter Musik und Parolen skandierend vom Claraplatz über die Wettsteinbrücke zum Barfüsserplatz.
Zur Kundgebung geladen hatte ein Bündnis aus lokalen Gruppen. Die jüngste Eskalation im Syrienkrieg, die Bombardierung von Afrin im Nordwesten des Landes, beschäftige vielen Menschen in Basel, hiess es im Aufruf zur Demonstration - insbesondere den türkischen und kurdischen Teil der Bevölkerung. In den vergangenen Wochen gab es in Basel bereits mehrere kleinere Demonstrationen.
Einstellung deutscher Rüstungsexporte gefordert
Auch in Deutschland und Frankreich demonstrierten am Samstag tausende Menschen gegen die türkische «Operation Olivenzweig». Allein in Stuttgart sprach die Polizei von 5000 Teilnehmern bei Protesten, darunter waren viele Kurden. In Hamburg waren es demnach 1700 Menschen. Dort hatten kurdische, türkische und deutsche Organisationen zu dem Protest aufgerufen und ein Ende der Gewalt und die Einstellung deutscher Rüstungsexporte an die Türkei gefordert.
In Frankreich hatten Kurden ebenfalls in mehreren Städten zu Demonstrationen gegen die türkische Offensive aufgerufen. Allein in Strassburg und Paris gingen Medienberichten zufolge mehrere Tausend Menschen auf die Strasse.