SRF News: Wie geht die OSZE-Mission mit dem Todesfall in ihren eigenen Reihen um?
Alexander Hug: Dieser Vorfall hat das Team, das mit in dieser Patrouille unterwegs war, sehr schwer getroffen. Aber auch die ganze Mission als solche ist betroffen. Die Spezialbeobachtermission wird nach diesem Sonntag nicht mehr die gleiche sein. Wir sind immer noch in der Phase der Aufarbeitung. Ich bin sicher, wenn der Prozess weiter fortgeschritten ist und wir noch tiefer gehen, werden wir sehen, dass einige Kollegen wahrscheinlich Probleme bekommen. Wir müssen in diesen Tagen eine schwierige Entscheidung fällen. Wie halten wir die Operation weiter aufrecht, ohne dass sich ein solcher Vorfall wiederholt? Wir versuchen, unseren Kollegen im Feld auch mit der psychologischen Unterstützung, die permanent zur Verfügung steht, zur Seite zu stehen.
Haben die Beobachter Angst vor ihren Einsätzen?
Natürlich. Die Angst ist gross. Umso mehr, als dieser Vorfall sich auf einer Strasse ereignet hat, die von der Mission vielfach benutzt wurde. Dort war noch nie etwas passiert. Obwohl wir klar feststellen müssen: Der Unfall wurde durch eine Explosion verursacht. Wir vermuten, dass es eine Mine war, die durch eine der Seiten des Konfliktes gelegt wurde, obwohl sie diese eigentlich schon länger hätte wegräumen sollen. Das verunsichert die Teilnehmer der Mission. Wir müssen alles daran setzen, dass wir hier beruhigend wirken können, obwohl wir Verständnis haben für all unsere Kollegen, die hier jetzt mit grosser Angst ihrer Arbeit nachgehen. Sie haben ihre Arbeit wieder aufgenommen – mit einigen Einschränkungen. Ich bin sehr stolz auf unsere Leute, die jetzt schon wieder begonnen haben, aus dem Feld zu berichten. Denn die Waffenstillstandsverletzungen haben nicht aufgehört.
Weiss man schon, wer für die tödliche Mine verantwortlich war?
Dazu können wir noch keine Aussage machen. Wir wissen, dass der Vorfall sich auf einem Gebiet nahe der Kontaktlinie ereignet hat, das nicht von der Regierung kontrolliert wird. Die sogenannte Lugansker Volksrepublik hat dort die effektive Kontrolle. Es werden jetzt verschiedene Prozess verfolgt. Eine strafrechtliche Untersuchung im Rahmen des ukrainischen Rechtes wurde eingeleitet. Die OSZE macht eine eigene, interne Evaluierung. Es wird sehr wahrscheinlich auch eine unabhängige Untersuchung geben. Die Lugansker Volksrepublik untersucht den Vorfall auch nach ihren eigenen Vorgaben. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen ohne Verzögerung zur Rechenschaft gezogen werden, so dass unsere Mitarbeiter – und natürlich auch die Zivilisten – nicht mehr dieser Gefahr ausgesetzt sind.
Das Gespräch führte Romana Costa.