Der aktuelle Stand: Seit letztem Freitag liegt Papst Franziskus im Spital. Das 88-jährige Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche leidet an einer beidseitigen Lungenentzündung. Wie lange er hospitalisiert bleibt, ist offen. Zahlreiche Termine wurden abgesagt. «Die Nacht verlief friedlich», teilte ein Sprecher des Heiligen Stuhls am Donnerstag mit. Der 88-Jährige sei aufgestanden und habe in einem Sessel gefrühstückt. Das Oberhaupt von weltweit 1.4 Milliarden Gläubigen wird in der Gemelli-Klinik in Rom behandelt. Franziskus hatte bereits früher gesundheitliche Probleme. Im Juni 2024 benötigte er eine Bauchoperation, Ende November sagte er wegen einer schweren Bronchitis die Reise zum Weltklimagipfel in Dubai wegen ab.
Der Vatikan-Betrieb: Der Vatikan als weltweit älteste Verwaltungsinstitution ist eine gut geölte Maschine, wie SRF-Religionsredaktorin Judith Wipfler erklärt. Über 4000 Menschen arbeiten für die komplexe Schaltzentrale der römisch-katholischen Weltkirche in Rom. Sie umfasst auch das Bistum Rom, deren Bischof Franziskus ist, sowie den Vatikanstaat namens Vatikanstadt. Franziskus hat die Organisation mehrfach reformiert. Für den Vatikanstaat etwa setzte er erst Mitte Februar eine Frau als Gouverneurin ein, Schwester Raffaella Petrini. Zusammen mit anderen «Ministern» und Kardinälen sorgt sie dafür, dass der Laden läuft. Viele Führungspositionen hat Papst Franziskus neu besetzt.
Was Chefsache bleibt: Trotz guter Organisation bleibt aber viel Papier liegen, wenn es der Papst im Spitalbett nicht unterzeichnen kann oder will. Etwa bei Ernennungen der weltweit rund 5400 Bischöfe hat er das letzte Wort. So wartet das Bistum St. Gallen schon seit Monaten auf seinen neuen Bischof.
Gleiches gilt bei der Ernennung von Theologie-Lehrstühlen. Die Universität Luzern musste sich recht lange gedulden, bis das «nihil obstat» (lat: es steht nichts dagegen) für den Jesuiten Christian Rutishauser aus Rom eintraf. Vieles bleibt also Chefsache, auch wenn es oft nur um eine Unterschrift mit dem päpstlichen Siegel geht.
Regieren vom Spitalbett aus: Wenn sich der Papst dazu in der Lage sieht, kann er «regierungstechnisch» alles selbst entscheiden. Seine Mitarbeitenden gehen im Gemelli-Spital mit Aktenkoffern ein und aus. Falls er mental oder physisch nicht mehr in der Lage sein sollte, hat er dafür schon lange ein Prozedere hinterlegt. «Es ist aber wahrscheinlicher, dass der Papst rechtzeitig zurücktreten wird, wie er dies beim Amtsantritt vor bald zwölf Jahren erklärt hat», schätzt Wipfler.
Mehr Transparenz: Der Vatikan geht heute anders damit um, wenn der Papst einmal krank ist und kommuniziert minutiös über dessen Gesundheitszustand. Ganz anders war das bei Papst Johannes Paul II., dessen Krankheit jahrelang bestritten wurde, obwohl er sichtlich gezeichnet im Rollstuhl auf die Bühnen der Welt geschoben wurde. Das ist laut Wipfler jetzt ehrlicher und transparenter. Auch Papst Franziskus betont in seiner bereits veröffentlichten Autobiografie mehrfach, dass er nicht «Superman» sei, sondern auch nur ein Mensch.