- Paraguays Regierung kündigte am Mittwoch an, ihre Botschaft in Israel von Jerusalem wieder zurück nach Tel Aviv zu verlegen.
- Nur wenige Tage nach dem Amtsantritt von Präsident Mario Abdo Benítez kehrt das südamerikanische Land zu seiner Linie in der Nahost-Politik zurück.
- Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ordnete daraufhin die Schliessung der israelischen Botschaft in Paraguay an.
Mit der Rückverlegung der Botschaft nach Tel Aviv solle zu den diplomatischen Bemühungen um einen «umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden» in der Region beigetragen werden, erklärte die Regierung in der paraguayischen Hauptstadt Asunción.
Sie verwies auf die langen freundschaftlichen Beziehungen zu Israel. «Ich denke, das sollte unsere israelischen Brüder und Freunde nicht verärgern», sagte Aussenminister Luis Castiglioni bei einer Pressekonferenz. «Mehr als 85 Staaten haben ihre Botschaften in Tel Aviv gelassen und wir sind historische Verbündete.»
Es dürfe nicht vergessen werden, dass «Paraguays Stimme die entscheidende Stimme bei der Gründung Israels war», fügte der Minister hinzu. Er bezog sich auf eine Abstimmung bei der UNO 1947. Paraguay sei in seiner internationalen Politik stets verlässlich gewesen, sagte Castiglioni weiter.
Kritik aus Israel, Lob von den Palästinensern
Aus Israel kam scharfe Kritik: Die Entscheidung Paraguays werfe einen Schatten über die Beziehungen zwischen beiden Ländern, hiess es aus dem Büro Netanjahus. Die Palästinenser reagierten erfreut auf die Ankündigung aus Südamerika.
Aussenminister Rijad al-Maliki sagte laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Wafa, die Palästinenser wollten «unverzüglich» eine Botschaft in Paraguay eröffnen. Dies habe Palästinenserpräsident Mahmud Abbas angeordnet, um die «mutige Entscheidung der paraguayischen Regierung zu würdigen».
Paraguay war USA und Guatemala gefolgt
Nach den USA und Guatemala hatte Paraguay im Mai als drittes Land seine Botschaft nach Jerusalem verlegt. International war es jahrzehntelang üblich, dass Staaten ihre diplomatischen Vertretungen in Israel in Tel Aviv ansiedeln. US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember mit diesem Konsens gebrochen und den Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem angeordnet.
Die umstrittene Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem am 14. Mai führte zu blutigen Unruhen. Im Grenzgebiet zwischen dem Gazastreifen und Israel wurden bei der Niederschlagung der Proteste durch die israelische Armee rund 60 Palästinenser getötet. Zwei Tage später verlegte auch Guatemala seine Botschaft in Israel nach Jerusalem.
Sowohl Israel als auch die Palästinenser beanspruchen Jerusalem als Hauptstadt für ihren Staat. Der Streit ist eines der Haupthindernisse für eine Lösung im jahrzehntelangen Nahost-Konflikt.