Italien wählt am Sonntag ein neues Parlament. Erwartet wird ein Sieg der Mitte-Rechts-Koalition um den früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Doch die populistische Fünf-Sterne-Bewegung dürfte laut letzten Umfragen als stärkste Einzelpartei hervorgehen. Ein Rückschlag droht den regierenden Sozialdemokraten.
Mitte-Rechts-Allianz in Pole-Position
Berlusconi wählt am Sonntag in seiner Geburtsstadt Mailand. Der 81-jährige ist laut einem Medienbericht der Ansicht, dass sich noch viele unentschlossene Wähler dafür entscheiden werden, Forza Italia zu wählen.
Das Bündnis aus Berlusconis Forza Italia, der ausländerfeindlichen Lega, der rechtsextremen Partei Fratelli d'Italia und der Zentrumspartei «Wir mit Italien» könnte am Sonntag die meisten Stimmen bekommen.
Umfragen sehen sie bei rund 37 Prozent. Die Bündnispartner haben vereinbart, dass die Partei mit dem grössten Stimmenanteil Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten hat.
Wettern gegen «Kaste der Berufspolitiker»
Rückenwind spürt auch die Fünf Sterne-Bewegung um den Komiker Beppe Grillo. Sie hofft auf über 40 Prozent der Stimmen, um die Regierungsverantwortung allein übernehmen zu können.
Laut Grillo stehen die Italiener vor der Wahl zwischen seiner Bewegung und Berlusconis Mitte-Rechts-Allianz. «Wir haben uns vorgenommen, eine Politkaste nach Hause zu schicken, die die Demokratie in unserem Land lahmlegt.»
Eine «Lawine» werde die Traditionsparteien überrollen und einen Neubeginn im Land in die Wege leiten, kündigte Grillo vor begeisterten Fans an. Der Erfolgsblogger setze sich gegen die «Kaste der Berufspolitiker», gegen Verschwendung im politischen System und gegen internationale Finanzlobbys ein.
Lieber Opposition als Regierung
Sozialdemokraten-Chef Matteo Renzi schloss in Florenz seine Wahlkampagne ab. Er warnte vor Extremisten an der Macht. «Wir könnten die stärkste Partei im Parlament sein.»
Doch es sei «besser in der Opposition als mit den Extremisten zu regieren», argumentierte er. Renzi dementierte, dass er den Parteivorsitz abgeben könnte, sollte er eine Niederlage hinnehmen müssen.
Kompliziertes neues Wahlsystem
Rund 46,4 Millionen Italiener sind am Sonntag aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Die Wahllokale sind von 7 bis 23 Uhr geöffnet. Mit einem Ergebnis wird am Montag im Laufe des Vormittags gerechnet.
Die Italiener wählen erstmals mit einem neuen, «Rosatellum» genannten Wahlsystem, einem mühsam ausgehandelten Kompromiss unter den Parteien. Das neue Wahlsystem, das dieselben Regeln sowohl für die Abgeordnetenkammer als auch für den Senat vorsieht, ist eine Mischung aus Mehrheits- und Proporzsystem.
Ein Drittel der Parlamentssitze wird nach dem Mehrheitswahlrecht vergeben. Der meistgewählte Kandidat in einem Wahlkreis erhält den Sitz. Zwei Drittel der Parlamentssitze werden nach Verhältnissystem verteilt.