Auf das Jingle folgen die Buchstaben CGTN. Ein Moderator begrüsst die Zuschauer im perfekten amerikanischen Englisch. So weit so gewohnt. Doch die Sendung, die so aussieht wie von CNN, kommt vom chinesischen Staatsfernsehen.
Daneben sendet «China Radio International» in über 50 Sprachen, die Zeitungen «Global Times» und «China Daily» gibt es als Print- und Online-Version. Dazu ist Xinhua, die chinesische Agentur, weltweit präsent.
All diese Medien haben eines gemeinsam: Sie werden von Staat und Partei kontrolliert. Ihre Aufmachung kommt zunehmend professionell daher. Neben harter chinesischer Politik gibt es auch Wirtschaft, Sport und Unterhaltung.
Es sollte verdeckt werden, dass es Propaganda ist. Das Ziel war natürlich, ein gutes Image von Präsident Xi zu zeigen.
David Cheung hat mehrere Jahre für das chinesische Auslandsfernsehen gearbeitet. Seinen richtigen Namen möchte er nicht publiziert wissen. Bei CGTN hat er Videos produziert, etwa eine Serie über Chinas Präsidenten. Das Ziel sei gewesen, Beiträge ins Englische zu übersetzen, sie attraktiver zu gestalten, visuell ansprechend, schön geschnitten. «Es sollte verdeckt werden, dass es Propaganda ist. Das Ziel war natürlich, ein gutes Image von Präsident Xi zu zeigen.»
Heute arbeitet Cheung für eine Hongkonger Zeitung. Seine Arbeit bei CGTN unterschied sich stark von westlichen Medien: «Es geht weniger darum, über Ereignisse zu berichten, sondern darum, das Land, die Partei und die Regierung gut aussehen zu lassen.»
China buhlt um Einfluss
China ist zwar mächtig. Doch es fehlt an «Soft Power» – ob Popkultur oder Journalismus, international dominiert noch immer die englischsprachige Welt. Diesen Diskurs möchte China mitbestimmen.
Der chinesische Medienwissenschaftler Cao Peixin zweifelt am Erfolg: «CGTNs internationalen Einfluss kann man nicht mit Sendern wie CNN, Al Jazeera oder der BBC vergleichen.» Das habe damit zu tun, dass der Sender noch neu sei, aber auch damit, dass viele CGTN misstrauten: «Er wird als Propaganda-Medium der chinesischen Regierung wahrgenommen. Dieses Problem wird nicht so schnell gelöst sein.»
Chinas Auslandsmedien geraten immer wieder in die Kritik. Etwa die Ende Jahr angekündigte Kooperation zwischen der US-Agentur AP und Xinhua. Amerikanische Politiker befürchten, dass China so zu viel Einfluss auf US-Medien nehmen könnte. In Grossbritannien haben Aktivisten Beschwerden gegen das staatliche chinesische Fernsehen eingereicht, weil es erzwungene Geständnisse gesendet haben soll.
Kaum Erfahrung mit Zensur hat der Hongkonger Journalist Hilton Yip gemacht. Er arbeitete zwei Jahre lang für die englischsprachige Parteizeitung Global Times, hauptsächlich für die Wirtschaftsredaktion: «Die Redakteure waren ziemlich offen für Artikel-Vorschläge. So lange ich nicht die Partei oder Xi Jinping kritisierte.»
Für mich war es einfach ein Job, dank dem ich meine Rechnungen bezahlen konnte.
Schade nur, dass die guten Artikel oft von den scharfen politischen Kommentaren der Parteizeitung überschattet worden seien: «Hölzern, sehr langweilig sind sie. Propaganda eben. Das hat leider zur Folge, dass das Ganze nicht als Journalismus angesehen wird.»
Wie sieht es mit moralischen Bedenken aus, als Journalist für ein Propaganda-Medium zu arbeiten? Cheung sagt, jeder müsse das für sich selbst ausmachen. «Für mich war es einfach ein Job, dank dem ich meine Rechnungen bezahlen konnte.» Es habe ihn überhaupt nicht gestört, Propaganda-Videos zu produzieren. Unternehmen auf der ganzen Welt würden sich schliesslich auch positiv darstellen. CGTN sei genau so.